Von der Leine auf die Yogamatte

Yoga für Hunde ist nicht so abwegig, wie es auf den ersten Blick scheinen mag. Yoga stärkt beim Menschen Geist und Körper, das ist auch bei Hunden nicht anders. Nicht umsonst heißt eine der Grundübungen beim Yoga „der herabschauende Hund“.

Hunde haben Yoga sozusagen im Blut. Wenn sie morgens aufwachen gehen sie in die Streckhaltung, die als „der herabschauende Hund“ in keiner Yogastunde fehlt. Das Dehnen und Strecken gehört zu ihrem natürlichen Bewegungsrepertoire.

Trainerin fielen ähnliche Bewegungen auf

Es waren genau diese Bewegungen, die der erfahrenen Hundetrainerin der Hundeschule Tirol in der Leutasch auffielen. Eigentlich hatte die Trainerin mit Yoga angefangen, um den Kopf von Hunden frei zu bekommen. Das Gegenteil war der Fall. In vielen der Bewegungen ihrer eigenen sechs Hunde erkannte Bettina Specht die Übungen.

Hund und Frau machen gemeinsam Yoga

Petra Saf

Golden Retriever Nico macht den herabschauenden Hund, Yogalehrerin Mona Madhavi macht mit

„Wenn ich eine solche natürliche Bewegung mit einem Signal verknüpfen kann, könnte ich mit den Hunden jederzeit und praktisch überall Yoga machen“, erkannte die Trainerin und setzte ihre Gedanken in der eigenen Meute in die Tat um. Inzwischen gibt sie Yoga-Kurse für Hunde. Und es ist erstaunlich, mit wie viel Begeisterung die Vierbeiner mitmachen.

Asanas auf vier Pfoten

Hunde können nicht nur den herabschauenden Hund. Sie zeigen eine „Cobra“ genauso wie „die Katze“ bei der der Rücken aufgewölbt wird, aber auch „die Kuh“, bei der der Rücken nach unten gedehnt und Hals und Kopf stark aufgerichtet werden. Auch Streckübungen beherrschen sie gut. Die italienische Trüffelhündin Coco kann sie sogar auf einem schmalen Balken. Auch auf zwei Kübeln lässt sich wunderbar trainieren.

Streckübung auf dem Balken für den Hund, Frau macht es am Boden

Petra Saf

Hundetrainerin Bettina Specht bringt die italienische Trüffelhündin Coco in die maximale Streckung. Auf dem Balken ist das besonders schwierig

Warm Up und Cool Down

Die Übungen gezielt anzuwenden, bringe große Vorteile für die Hunde, ist Bettina Specht überzeugt. Allzu ungestüme Racker können behutsam aufgewärmt werden, bevor sie Vollgas geben. Das schützt ihre Sehnen und Gelenke. Nach anstrengenden Rad- oder Skitouren, die der Hund begleitet, kann der Bewegungsapparat gedehnt und gelockert werden. Stressanfällige Hunde werden ruhiger und gelassener.

Hund und Yogalehrerin zeigen die Übung Kuh

Petra Saf

Nico und Yogalehrerin Mona Madhavi in perfekter Übung „Kuh“

„Grundsätzlich sind unsere Hunde heute gezwungen, viel an der Leine zu gehen. Das freie Herumtollen und Rennen kommt dabei oft zu kurz. Andere Hunde liegen den ganzen Tag im Büro oder fahren lange Strecken im Auto mit. In allen diesen Fällen kann ich ihnen mit Yogaübungen sinnvoll Bewegung verschaffen“, erklärt Bettina Specht den Vorteil für die Hunde.

Hundetrainerin bettina Specht mit Hündin Ronja auf einer Yogamatte

Petra Saf

Hündin Ronja kann mit Yoga ihre Angst überwinden, gelernt hat sie die Übungen schnell

Auch Angsthunde wie Mischlingshündin Ronja, die völlig verstört aus Kettenhaltung von Italien nach Tirol kam, profitieren von Yoga. Ronja kann schon ganze Flows, also Bewegungsfolgen ausführen. Sie ist voll konzentriert und hat eine starke Bindung zu Bettina aufgebaut. Mehr und mehr könne sie so ihre Angst überwinden und werde immer mehr zu einem fröhlichen und ausgeglichenen Hund.

Yoga als Therapie

Für den Tibet Terrier Carlo ist Yoga die beste Therapie. „Er hatte Probleme mit dem Hüftbeugermuskel“, erzählt seine Besitzerin Dagmar Bubeck aus Mieders. „Die Physiotherapeutin, die ihn behandelt hat, war begeistert, dass er die Übungen vom Yoga her schon kannte, die wir auch in der Therapie durchgeführt haben. Um die Verletzung ganz auszuheilen, machen wir weiter fleißig Yoga“.

Wobei vor Beginn des Trainings immer zuerst ein Check beim Tierarzt durchgeführt werden sollte, empfiehlt Hundetrainerin Bettina Specht. So wie auch beim Menschen, sind nicht alle Übungen für jeden gleichermaßen gut geeignet. „Darauf nehmen wir natürlich Rücksicht.“

Lydia Gallo Gau; tirol.ORF.at

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