Codewort soll Frauen im Nachtleben helfen

„Luisa ist hier“ heißt ein Projekt, das Hilfe in Bars und Clubs in Innsbruck verspricht. Besonders Frauen sollen damit unkomplizierte und schnelle Unterstützung in unangenehmen Situationen und bei Übergriffen finden.

„Ist Luisa hier?“ Diese Frage an das Personal in Bars und Clubs in Innsbruck soll zeigen: Ich brauche Hilfe. 20 Clubs und Bars machen bei dem Projekt in Innsbruck mit. Ihr Barpersonal wird in den nächsten Wochen geschult, beim ersten Schulungstermin waren zehn Barkeeper und Betreiber aus Innsbrucks Nachtleben mit dabei.

Start für „Luisa“ in Innsbruck

Ab 1. Mai startet das Projekt „Luisa ist hier“ in Innsbruck in Kooperation mit der Stadt. An Plakaten und Stickern in den Frauentoiletten ist zu erkennen, dass Bars und Clubs mitmachen.

Sie alle konnten von zahlreichen Erfahrungen im Innsbrucker Nachtleben berichten, bei denen es zu unangenehmen Situationen für Frauen gekommen war. Das könne von einem Nicht-Verstehen-Wollen eines Neins sein bis hin zu unangenehmem und nicht gewünschtem Körperkontakt beim Tanzen. Oft würden Frauen auch im Vorbeigehen angegrapscht, berichtete eine Barkeeperin. Das passiere oft so schnell, dass die Frauen gar nicht reagieren können.

„Luisa“ soll Hemmschwelle senken

Wendet sich eine Person mit der Frage nach „Luisa“ an das Barpersonal, ist das Personal darauf geschult, Hilfe zu bieten. Im ersten Schritt sollen die Kellner die Person an einen ruhigen Ort bringen und dann weitere Schritte mit ihr abklären. Das kann nach Wunsch der Person das Rufen eines Taxis sein bzw. das Benachrichtigen einer vertrauten Person bis hin zum Hinauswerfen eines Gastes.

Schulung Luisa ist hier

ORF/Waldegger

In kleiner Runde werden Bar- und Clubbetreiber geschult, sie sollen ihr Wissen dann an ihr Personal weitergeben

„Luisa“ als Codewort sei dabei wichtig. Nach Hilfe zu fragen und die Situation zu erklären, sei gerade im Nachtleben oft schwierig, berichtete Katharina Hölbling vom Verein Frauen gegen VerGEWALTigung. Sie schult das Barpersonal zum Thema „sexualisierte Gewalt“. In einer vollen Bar mit lauter Musik sei es oft schon eine Herausforderung, ein Getränk zu bestellen, lange Erklärungen würden da eine große Hemmschwelle verursachen, erklärte sie.

Heimgehen des Opfers keine Lösung

Sexualisierte Gewalt sei im Innsbrucker Nachtleben kein großes Thema, trotzdem wollte Clubbetreiber Frederik Lordick sie nicht mehr hinnehmen. Er kannte aus seinem Freundeskreis Fälle, bei denen Frauen angegrapscht wurden und danach den Club verließen. Sie wollten ihre Ruhe haben und nicht lange erklären, was passiert sei. Dass diese Frauen dann heimgehen, könne nicht die Lösung sein, so Lordick. Er entdeckte „Luisa ist hier“.

Schulung Luisa ist hier

ORF/Waldegger

Mit Plakaten und Stickern wird gezeigt, dass Bars und Clubs bei dem Projekt mitmachen

Das Projekt gibt es bereits seit einigen Jahren in Deutschland und mittlerweile auch in der Schweiz. Das einfache Konzept und das überall gleiche Codewort, die Frage nach „Luisa“, hatte sich dort bewährt. In Münster, der Geburtsstadt von „Luisa ist hier“, erklärten die Frauen einige Jahre nach der Einführung, sie würden sich dadurch sicherer fühlen. Gemeinsam mit anderen Innsbrucker Clubbetreibern entschied Lordick deshalb, „Luisa“ nach Innsbruck zu holen - als erste österreichische Stadt. Die Stadt Innsbruck unterstützt das Projekt.

Egopush durch Alkohol und Drogen

Das Barpersonal wird nicht nur in Bezug auf den Umgang und das Erkennen von sexualisierter Gewalt geschult, sondern auch im Hinblick auf stark alkoholisierte Gäste und Gäste, die unter Drogeneinfluss stehen. Dass Alkohol die Gewaltbereitschaft verstärke, sei kein Geheimnis. Auch Kokain sei eine beliebte Droge im Innsbrucker Nachtleben, berichtete Manuel Hochenegger von der Drogenarbeit Z6 in Innsbruck. Das bestätigten auch jüngste Analysen des Innsbrucker Abwassers - mehr dazu in Kokainmenge im Abwasser stark gestiegen.

Kokain in Kombination mit Alkohol führe dazu, dass das Ego ansteige und ein Nein oft nicht mehr akzeptiert werde. Hier wird das Barpersonal darauf geschult, Anzeichen für Drogenkonsum zu erkennen und mögliche Störenfriede schon vor einem Vorfall im Auge zu behalten.

Viktoria Waldegger; tirol.orf.at

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