Heumilchbauern trotzen EU-Milchindustrie

Heumilch ist heute eine zertifizierte Spezialität, vermarktet wird sie von der Arge Heumilch. Die Gründung des Vereins vor 15 Jahren war eine Strategie, Bauern mit der ursprünglichsten Form der Milcherzeugung trotz EU überleben zu lassen.

Die Fütterung von Heumilchkühen ist strikt geregelt. Im Sommer Gras und Kräuter, im Winter Heu, ergänzend Getreideschrot - kein Silofutter, keine Gentechnik. Heumilchproduktion ist arbeitsintensiv und wetterabhängig, nach dem Schnitt muss das Gras zwei, drei Tage liegen, gewendet und anschließend im Stadl belüftet werden.

Heu für die Heumilchfütterung

ORF

Heumilch erfordert sorgsamen Umgang mit dem geschnittenen Gras, Blätter und Blüten sollen erhalten bleiben.

Die Arbeitsschritte müssen behutsam ausgeführt werden, damit auch kleine Bestandteile intakt bleiben und nicht zerbröseln. Heumilch fließt zu etwa 85 Prozent in die Käseproduktion.

Verein fing letzte traditionelle Milchbauern ein

Vor 15 Jahren wurde als Vermarktungsschiene die Arge Heumlich gegründet. Der Verein legt die Produktionsbedingungen fest, knüpft den Kontakt zum Handel, erstellt Broschüren und Kampagnen. Ein gemeinsames Logo weist Heumilchprodukte aus. Größtes Problem zu Beginn war es, die wenigen damals noch vorhandenen Heubauern zu erreichen und zu überzeugen, berichtet Arge-Heumilch-Koordinator Andreas Geisler.

Vorschriften für silofreie Milch

Das Heumilchregluativ listet die strengen Haltungs- und Fütterbedingungen auf.

„Hilfreich war bei der Etablierung der Heumlich, dass Kunden und Lebensmittelhandel gleich aufgesprungen sind“, so Geisler. Größte Herausforderung heute ist laut Geisler die Dynamik am Weltmarkt, an dem für Produkte aus Milchfett wie beispielsweise Butter, ein hoher Preis erzielt wird, für die Produkte aus Eiweiß wie Käse hingegen nur niedrige Preise.

In einem Boot mit Sennereien und Käsereien

Am Überleben der Heumilchbauern hängt auch das Überleben kleiner regionaler Käsereien. Da zur Herstellung hochwertiger Käsesorten Milch aus Silofütterung nicht geeignet ist, sind Sennereien auf Heumilch angewiesen. Rund 15 Sennereien gibt es in Tirol, alle verarbeiten Heumilch. Dass kleine Käsereien wieder öffnen - wie unlängst eine in Hopfgarten - bestätige die Trendwende in der Wertschätzung der Heumlich, so Geisler. Mitglieder der Arge Heumilch, die am Samstag in Alpbach ihr 15-Jahre-Jubiläume feiert, sind heute rund 8.000 Milchlieferanten und 60 Käsereien in Vorarlberg, Tirol, Salzburg, Oberösterreich und der Steiermark.



Käserei Alpbachtal

ORF

Die Alpbacher Heumilchkäserei in Reith wird von rund 80 Bauern beliefert.

Tiroler als großer Heumilch-Produzent

In Österreich werden derzeit rund 500 Millionen Kilogramm Heumilch produziert, in Tirol davon etwa 160 Millionen Kilogramm. Der Anteil an Heumilchbauern an den Milchbauern insgesamt liegt laut Arge Heumilch bei rund 15 Prozent.

Dass Kunden Käse, Butter und Milch aus Heumilch zunehmend schätzen, hat den Bauern geholfen, „am EU-Markt schwimmen zu lernen“, so Arge-Heumilch Koordinator Andreas Geisler. Früher bekamen die Bauern von den Sennereien 0,5 Cent Heumilchzuschlag pro Liter, heute liegt dieser Betrag bei fünf bis sieben Cent. Das ließ die Bauern etwas wachsen, berichtet Geisler, „früher waren die Heumilchbauern ganz klein, heute sind sie klein!“