Eine Tiroler Idee hat die Welt erobert

SOS-Kinderdorf feiert sein 70-jähriges Bestehen. Eine Gruppe um Hermann Gmeiner gründete 1949 den Verein „Societas Socialis“, der später in SOS-Kinderdorf umgewandelt wurde. Das erste SOS-Kinderdorf wurde in Imst gebaut.

Eine Gruppe engagierter Frauen und Männer rund um den Vorarlberger Medizinstudenten Hermann Gmeiner gründete am 25. April 1949 die „Societas Socialis“. Die Idee war damals revolutionär. Statt Kinder in anonyme Heime und Erziehungsanstalten zu geben, sollten sie im Schutz und in der Geborgenheit einer Familie aufwachsen.

1951 zogen 40 Kinder mit den SOS-Kinderdorf-Müttern in das erste Dorf in Imst ein. 1952 lebten dort bereits 70 Kinder, zwei Jahre später waren es 130. 1959 existierten in Österreich, Deutschland, Frankreich und Italien bereits 20 SOS-Kinderdörfer.

Hermann Gmeiner

SOS-Kinderdorf

Hermann Gmeiner mit Kindern im SOS-Kinderdorf in Imst

In den 1960er-Jahren verbreitete sich die SOS-Kinderdorf-Idee auch außerhalb von Europa in Asien und Lateinamerika. Das erste SOS-Kinderdorf in diesem Raum wurde 1964 in Quito in Ecuador errichtet. 1971 folgte schließlich das erste Kinderdorf in Afrika.

Hermann Gmeiner übergibt an Helmut Kutin

1985 übernahm Helmut Kutin, der im Kinderdorf in Imst aufwuchs, die Leitung der Kinderdörfer. Ein Jahr später starb Gründer Hermann Gmeiner. Unter neuer Führung entstanden unter anderem Kinderdörfer in den USA und Armenien. Auch in Osteuropa wurde ausgebaut. Zudem verstärkte sich unter ihm die politische Arbeit als international agierende NGO. Das führte dazu, dass SOS-Kinderdorf im Jahr 1995 den Beraterstatus im Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen erhielt. Der 2002 verliehene Preis „Conrad N. Hilton Humanitarian Prize“ gilt diesbezüglich als weiterer Meilenstein.

SOS-Kinderdorf

SOS-Kinderdorf

In den Wohngruppen werden die Hausaufgaben gemeinsam gemacht

Seit 2012 unter Leitung von Siddhartha Kaul

In das neue Jahrtausend starteten die SOS-Kinderdörfer mit großen Nothilfe- und Wiederaufbauprogrammen, die etwa im Zeichen der Tsunami-Katastrophe im Jahr 2004 standen. Darüber hinaus intensivierte SOS-Kinderdorf in dem Jahrzehnt ab 2000 die präventive Familienhilfe. 2012 übergab Helmut Kutin die Präsidentschaft an Siddhartha Kaul, der bis dahin für die Kinderdorf-Agenden in Asien zuständig war.

14 Kinderdörfer in Österreich

2018 wurden in Österreich in 14 SOS-Kinderdörfern mit Standorten in allen Bundesländern mehr als 1.800 Kinder /Jugendliche in Familien und Wohngruppen betreut und hatten dort ein stabiles Zuhause. Knapp 1.300 junge Menschen unterstützte SOS-Kinderdorf mobil und durch Begleiten von (Krisen)Pflegefamilien. Rund 2.500 kamen zur Beratung, Diagnostik und Therapie in die Ambulatorien von SOS-Kinderdorf in Wien und Klagenfurt.

SOS-Kinderdorf

SOS-Kinderdorf

Eine SOS-Kinderdorf-Mutter mit einem ihrer Schützlinge

In Österreich hat SOS-Kinderdorf eine neue Geschäftsführung. Erstmals leitet ein Dreierteam die Institution. Mit dem Aufrücken von zwei Frauen an die Spitze erinnert die Organisation an die Bedeutung der Pionierinnen der Gründungsjahre. Nora Deinhammer, Elisabeth Hauser und der bisherige Geschäftsführer Christian Moser übernehmen gemeinsam die Verantwortung für 1.700 Mitarbeiter in Österreich und ein Budget von 120 Mio. Euro.

In 135 Ländern vertreten

Im Jubiläumsjahr 2019 ist SOS-Kinderdorf in 135 Ländern vertreten, es gibt derzeit weltweit 572 SOS-Kinderdörfer. 2000 weitere Kinderdorf-Projekte und Programme laufen. Laut eigenen Angaben gibt man somit weltweit 90.000 jungen Menschen ein Zuhause, rund 500.000 profitieren von Programmen zur Stabilisierung und Stärkung von Familien.

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