Rücktritt von Tiroler Pater im Vatikan

Pater Hermann Geißler, Abteilungsleiter in der vatikanischen Glaubenskongregation, ist nach Vorwürfen der sexuellen Belästigung einer Ex-Ordensschwester im Jahr 2009 zurückgetreten. Geißler selbst betont, unschuldig zu sein.

Der 53-Jährige habe dem Präfekten der Kongregation, Luis Francisco Ladaria Ferrer, sein Rücktrittsgesuch übergeben und es sei angenommen worden, teilte die Kongregation in einer Presseaussendung mit. Geißler betonte in seinem Schreiben er sei unschuldig, er trete jedoch zurück, um der Kongregation nicht zu schaden. Der Geistliche bat um die Fortsetzung des kirchlichen Verfahrens, das bereits gegen ihn laufe. Er schließe rechtliche Schritte zum Schutz seines Rufes nicht aus, berichtete die italienische Nachrichtenagentur ANSA.

Vorwürfe von ehemaliger Ordensangehöriger

Die Vorwürfe gegen Geißler wurden von einer ehemaligen Angehörige der katholischen Gemeinschaft „Das Werk“ erhoben. Sie sei während der Beichte belästigt worden, behauptete die Frau. Geißler, der derselben Gemeinschaft angehört, weist die Beschuldigungen als unwahr zurück. Mit dem Fall befassten sich auch Justizbehörden in Österreich und Deutschland, die jedoch die Vorwürfe als unbegründet bezeichneten.

In ihrem Buch „Nicht mehr ich. Die wahre Geschichte einer jungen Ordensfrau“ hatte die frühere Ordensschwester Doris Wagner 2014 über Missbrauchserfahrungen in der Gemeinschaft „Das Werk“, die ihre Zentren in Rom, Belgien und Vorarlberg hat, berichtet. Diese betrafen nicht allein Geißler, sondern vor allem andere Ordensmitglieder. Namen hatte Wagner auch bei Vorträgen bisher nicht genannt. Aufgrund der Angaben zu seiner Funktion war aber klar, wen sie meinte.

Seit 1993 in der Glaubenskongregation

Geißler, der aus Tirol stammt, war seit 1993 an der Glaubenskongregation tätig. 2009 wurde er zum Büroleiter der Abteilung für Lehrfragen ernannt. Vor seiner Berufung an die Glaubenskongregation hatte Geißler an der Hochschule Heiligenkreuz und an der römischen Lateran-Universität studiert. Danach war er drei Jahre lang als Seelsorger in der Diözese Feldkirch tätig.