An den Völkermord erinnern

Am „Tag der Erinnerung“ am 27. Jänner will man auch in Südtirol der Opfer des Holocaust gedenken. Besonders wichtig erscheint es bei den verschiedenen Inititativen dazu, eine Dikussion über den neuen Antisemitismus anzuregen.

Die Befreiung von Auschwitz im Jänner 1945 war das Ende einer Menschheitstragödie. Auschwitz war überall - auch in Südtirol.

Ein Beispiel in Meran: Das frühere Sanatorium „Balog“ steht als Mahnmal da. Stolpersteine, eine Aktion gegen das Vergessen aus dem Jahre 2015, erinnern an die Deportation der Besitzer der Villa. Und an das Mitwissen vieler Meraner. Die einst blühende jüdische Gemeinschaft wurde ausgelöscht - auch von Südtiroler Tätern und Mittätern. Die Meraner Volkshochschule Urania ist seit Jahren bemüht, dieses dunkle Kapitel aufzuarbeiten. Bei organisierten Stadtspaziergängen, werden solche Orte aufgesucht, und die Geschichte hinter den bröckelnden Fassaden alter Häuser erzählt.

Holocaust

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Stolpersteine am „Balog-Haus“ in Meran

In Bozen gab es ein Durchgangslager, bekannt als das KZ von Bozen, in das zwischen 10.000 und 15.000 Häftlinge gebracht wurden. Viele von ihnen fanden den Tod. Hier werden jedes Jahr zum „Tag der Erinnerung“ Kränze niedergelegt.

Wiederaufflammen des Judenhasses

Jedes Jahr wird an die Auschwitz-Befreiung, an die Wunden der Schoah erinnert. Und doch bestehe die Gefahr, aus dem Tag der Erinnerung eine sinnentleerte Veranstaltung zu machen, sagt Federico Steinhaus. Der frühere Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Meran ortet in seinem neuen Buch „364 Tage der Gleichgültigkeit“ ein Wiederaufflammen des Judenhasses. Wenn etwa 74 Jahre nach dem Ende der Schoah im Bayerischen Landtag Abgeordnete der rechten AfD beim Gedenkakt für NS-Opfer den Saal verlassen. Oder: Wenn Südtiroler Neonazis in Deutschland Hitlers Geburtstag feiern.

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Federico Steinhaus

Das rechtsradikale Denken ist zurück, sickert in die Sprache der in Parlamenten sitzenden Populisten, rüttelt an Tabus. Und es löst Angst aus, so Federico Steinhaus. Deshalb sei es so wichtig, die Erinnerung leben zu lassen.