Frischzellenkur für Tiroler Landesmuseen

Der Tiroler Kunsthistoriker Peter Assmann übernimmt ab 1. November 2019 die Leitung der Tiroler Landesmuseen. Der Kulturmanager hat viele Baustellen zu bewältigen. Das Ferdinandeum soll wieder ein „Haus der Kunst“ werden.

„Mich fasziniert die neue Aufgabe aus den wertvollen Sammlungen der Tiroler Landesmuseen mehr zu machen“, sagt Peter Assmann und geht die Herausforderung mit Elan an. Seit 2015 leitet der Tiroler den Palazzo Ducale in Mantua, ein Komplex mit mehr als 500 Räumen. In Italien hat er gute Erfahrungen mit Sponsoren gemacht, die gezielt hochkarätige Ausstellungen unterstützen. Das will er auch in Innsbruck versuchen, doch eine Mini-Albertina soll das Ferdinandeum nicht werden.

Tiroler Landesmuseum

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Große Teile des Hauses sind derzeit nicht barrierefrei

Der neue Geschäftsführer will das Haus umbauen

Assmann kann sich gut vorstellen, Einnahmen durch die Vermietung von Museumsräumen für exklusive Veranstaltungen zu lukrieren. Dazu müsse allerdings erst die Logistik im Haus verbessert werden. Derzeit würde man sich im Eingangsbereich nicht willkommen fühlen, die Suche nach dem Lift wäre eine Odyssee.

Das zuletzt 2003 aufwendig umgebaute Ferdinandeum müsse erneut adaptiert werden. Bis zum Sommer sollen die Rahmenbedingungen für einen Architektenwettbewerb geklärt und die Kosten definiert werden. Seitens der Politik und des Museumsvereins begrüßt man die Attraktivierung und Öffnung des Hauses.

Tiroler Knödel auf dem Teller und auf Leinwand

Als Anziehungspunkt sind ein Café und ein Restaurant mit heimischen Spezialitäten geplant. Warum nicht Tiroler Knödel auf dem Teller servieren und parallel dazu eine Ausstellung über die ersten Darstellungen von Tiroler Knödel in der Kunst anbieten, schmunzelt der leidenschaftliche Genießer. In einem Nebensatz erzählt der Kulturmanager, dass er schon einmal als Hilfskoch in Venedig gearbeitet habe.

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Peter Assmann im Gespräch mit ORF Redakteurin Teresa Andreae

Von Claudio Monteverdi bis Lucio Dalla

Die Schätze der Sammlungen sollten besser präsentiert werden. Das Porträt des großartigen Komponisten Claudio Monteverdi etwa, dessen Werke immer schon in Innsbruck aufgeführt worden sind, könnte im Mittelpunkt einer Ausstellung präsentiert werden. Eine Kooperation mit den Innsbrucker Festwochen der Alten Musik schwebt Assmann vor.

Dem geübten Netzwerker geht es um Kommunikation mit anderen Institutionen in der Stadt. Der Fan von Lucio Dalla ist offen für vieles. Er betätigt sich auch vielseitig, etwa seit 1995 als Bildender Künstler mit ausführlichem Werkverzeichnis und als Schriftsteller.

Ein Haus für die Tirolerinnen und Tiroler

Die gesamte Kunstgeschichte sieht Assmann als Einheit von den ersten Artefakten bis zu zeitgenössischen Positionen. Es komme auf die Vermittlung an. Sein Anspruch ist keineswegs elitär. „Das Ferdinandeum ist kein von einem Herrscher errichteter Adelspalast, in dem die Geschichte von oben herab erklärt werden soll. Ich sehe es als ein Haus der Tirolerinnen und Tiroler und ihrer Gäste und aller, die ein Naheverhältnis dazu haben.“

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Das Ferdinandeum soll ein Treffpunkt in der Stadt werden

Teamplayer statt Zampano

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter will der neue Chef, der sich selbst als Teamplayer bezeichnet, übernehmen. Zwei neue Stellen werden ausgeschrieben. Günther Dankl, der langjährige Sammlungsleiter geht in Pension und die Position des Leiters der Graphischen Sammlung wird neu geschaffen.

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Der Schneemaler Alfons Walde als früher Tirol Werber

Beim Gang durch die aktuelle Schau der Tiroler Moderne vorbei an Werken von Max Weiler, mit dem bereits sein Großvater vor dem zweiten Weltkrieg befreundet war, weist Assmann darauf hin, wie gekonnt Alfons Walde Schnee dargestellt hat. Warum nicht das einmal zum Thema einer Ausstellung machen?

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Vor einem Bild von Oswald Oberhuber aus dem Jahr 1949

Der in Wien lebende Tiroler Künstler Oswald Oberhuber hätte schon lange eine Personale verdient, meint der leidenschaftliche Kunsthistoriker.

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Peter Assmann fühlt sich als Ur-Tiroler

Zurück zu den Wurzeln

Peter Assmann wurde 1963 in Zams im Tiroler Oberland geboren. In Innsbruck hat er Germanistik und Kunstgeschichte studiert. Anfang der 90er Jahre war der designierte Direktor schon einmal als freier Mitarbeiter im Rahmen eines Forschungsprojektes über das Institut Français am Tiroler Landesmuseum tätig. Von 2000 bis 2013 leitete er die Oberösterreichischen Landesmuseen.

Seit 2015 ist er Direktor des Palazzo Ducale in Mantua. Der Abschied aus Italien falle ihm nicht leicht, doch „der Feind des Guten sei das Bessere“ und er hoffe, dass es für sein Leben und für die Landesmuseen die richtige Entscheidung sei.

Totznhackn schon als Ministrant geübt

Stolz zeigt Peter Assmann das Porträt seines Urgroßvaters im Tiroler Volkskunstmuseum. Alois Haueis war Bürgermeister von Zams und österreichischer Landwirtschaftsminister. Er wurde als Förderer des Volkskunstmuseums in der originalen Landecker Tracht als Holzfigur verewigt.

„Über das Totznhackn muss mir keiner etwas erzählen, das habe ich schon als Ministrant in Pradl geübt. Mein Vater war Volkskundler, ich war wohl der einzige Jungmensch, der schon im Alter von zehn Jahren die Heilige Agnes von der Heiligen Apollonia unterscheiden konnte. Das hat mich einfach interessiert“

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Alois Haueis, der Urgroßvater von Peter Assmann im Volkskunstmuseum

Fünf Häuser – viele Baustellen

Zu den Tiroler Landesmuseen zählen fünf Häuser: das Ferdinandeum, das Zeughaus, das Bergiselmuseum, das Volkskunstmuseum und die Hofkirche. 309 000 Besucherinnen und Besucher wurden 2017 gezählt. Ein Drittel davon hat die Hofkirche mit den berühmten Schwarzen Mandern rund um das Grabmal von Kaiser Maximilian besucht.

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Das operative Budget des neuen Direktors wird nicht wesentlich erhöht, doch die mageren Besucherzahlen sollen steigen. Das will er vor allem mit Begeisterung schaffen.

Teresa Andreae, tirol.ORF.at

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