Gefahr in den eigenen vier Wänden

Zuhause werden Frauen und Kinder am ehesten Opfer von Gewalt. Jede fünfte Frau ist im Laufe ihres Lebens von Gewalt betroffen. Darauf soll die internationale Kampagne „16 Tage gegen Gewalt an Frauen“ aufmerksam machen.

Eine von fünf Frauen ist im Laufe ihres Lebens von psychischer, körperlicher oder sexueller Gewalt betroffen. Der gefährlichste Ort für Frauen und Kinder sind dabei die eigenen vier Wände, erklärte Frauenlandesrätin Gabriele Fischer (Grüne). Häusliche Gewalt komme dabei in allen Bildungsschichten vor - „ob arm oder reich, ob höheres oder niedrigeres Bildungsniveau, ob mit oder ohne Migrationshintergrund“, stellte Fischer klar.

Aktionstage mit Start Montag

Die internationale Kampagne „16 Tage gegen Gewalt an Frauen“ soll von 25. November bis 10. Dezember Aufmerksamkeit schaffen.
Die Veranstaltungen in Tirol:

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Laut einer Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist Gewalt durch den eigenen Lebenspartner weltweit Todesursache Nummer eins für Frauen zwischen 16 und 44 Jahren. Das Gewaltschutzzentrum in Tirol verzeichnete im Jahr 2017 Meldungen von 1.200 Personen, 986 davon waren Frauen. 525 Betretungsverbote wurden verhängte. Im laufenden Jahr wurden dem Gewaltschutzzentrum bisher knapp 1.100 Personen gemeldet, 888 davon waren Frauen. Mitbetroffene Kinder im selben Haushalt verzeichnete das Gewaltschutzzentrum 670, die Dunkelziffer sei aber sicher größer, berichtete Eva Pawlata, Geschäftsführerin des Gewaltschutzzentrums Tirol.

Hohe Dunkelziffer der Gewalt

Die angezeigten Fälle würden nur einen kleinen Teil der tatsächlichen häuslichen Gewalt widerspiegeln, betonte Gabi Plattner vom Tiroler Frauenhaus. Die Kriseneinrichtung bietet Frauen und Kinder Hilfe bei der Verarbeitung der Gewalterfahrungen, aber auch bei psychosozialen und rechtlichen Schritten, um aus dieser Gewaltdynamik ausbrechen zu können.

PK

ORF

Bei einer Pressekonferenz wurde die Kampagne gegen Gewalt an Frauen vorgestellt

Seit 40 Jahren gibt es in Österreich Frauenhäuser, sie seien nach wie vor voll ausgelastet. Deshalb müsse weiter in Geschlechtergerechtigkeit investiert werden, nur so gebe es Gewaltfreiheit, so Plattner. Auch Kinder werden in den Frauenhäusern mit ihren Müttern aufgenommen. Sie sind häufig nicht nur Zeugen, sondern auch selbst Opfer von Gewalt. Sie würden oft ebenso wie die betroffenen Frauen versuchen, die körperlichen oder seelischen Verletzungen zu verbergen, deshalb sei es wichtig, dass alle Kinder Symptome für Gewalt kennen und wissen, wie man damit umgehe, so Tirols Kinder und Jugendanwältin Elisabeth Harasser.

Kindern aufmerksames Umfeld bieten

Bei Verdacht auf Gewalt sei es wichtig, dass Menschen aus dem sozialen Umfeld Kindern und Jugendlichen Aufmerksamkeit und Courage bieten. Das könnten sehr oft Pädagoginnen und Pädagogen in Schulen, Kindergärten und Horten, weil sie wichtige Bezugspersonen für die Kinder sind“, erklärte Harasser.

Die Resonanz bei einer Veranstaltungsreihe dazu sei enorm. Bei den Veranstaltungen in Imst, Innsbruck und Wörgl waren 690 Pädagoginnen anwesend.

Arbeit mit Männern notwendig

Die Arbeit mit gewalttätigen Männern sei extrem wichtig, das müsse immer opferschutzorientiert sei, fügte Martin Christandl vom Verein Mannsbilder hinzu. Bei der Arbeit mit gewaltbereiten Männern und Jugendlichen werde auf eine Verantwortungsübernahme des Betroffenen, aber auch auf den Opferschutz hingearbeitet, so Christandl. Ziel sei es, dem Täter Empathie, Selbstwahrnehmung, geschlechterbezogene Einstellungen und verantwortungsvolle Elternschaft nahezubringen.