WWF kritisiert Seilbahnprogramm

Einen Raubbau an der Natur würde der Entwurf für das neue Seilbahnprogramm ermöglichen. Das meinte am Samstag die Naturschutzorganisation WWF. Mit den derzeitigen Plänen würde der Bodenverbrauch in Tirol drastisch erhöht.

Mit geplanten Zusammenschlüssen von Skigebieten könnten derzeit noch naturbelassene Landschaften seilbahn- und skitechnisch erschlossen werden. Davon betroffen wären laut WWF bis zu 63 Gebirgskämme und Bergrücken sowie 23 Täler. Ebenfalls erfasst wären laut den derzeitigen Plänen im neuen Seilbahnprogramm auch 95 Kilometer noch intakte Fließgewässer.

„Dem Raubbau Grenzen aufzeigen“

Es brauche klare Ausbaugrenzen, fordert der WWF in einer Aussendung am Samstag. Es gebe in Tirol bereits 93 Skigebiete, über 1.000 Liftanlagen, fast 5.000 Hektar beschneite Fläche und 125 Speicherteiche, rechnet der WWF vor. Ein neues Programm müsse hier klare Grenzen schaffen, alles andere bedeute zu viel Naturbelastung. In den vergangenen fünf Jahren seien 99 Prozent aller Bescheide zum Bau von Skigebietsinfrastruktur genehmigt worden, beruft sich der WWF auf Angaben der Landesumweltanwaltschaft.

Skigebiet Arlberg

ORF

Das neue Seilbahnprogramm des Landes muss klären, wie mit Plänen für Skigebiets-Zusammenschlüssen umgegangen wird

„Unsichere Karte Skitourismus“

Die Tiroler Politik stehe vor einer entscheidenden Weichenstellung. Inmitten der Klimaerwärmung weiter auf die unsichere Karte Skitourismus zu setzen und ökologische Krisen zu riskieren, oder doch noch die Reißleine zu ziehen, damit stehe die Tiroler Politik vor einer entscheidenden Weichenstellung, erklärt Josef Schrank vom WWF Österreich. Es gehe um eine nachhaltige Raumentwicklung für Mensch und Natur.

Skifahren im Kühtai

Kühtai

Skifahren ist ohne Zweifel ein wunderbarer Sport. Wieviele Skigebiete es in Tirol braucht und wie groß sie sein sollen, das wird unterschiedlich gesehen

Landtagsbeschluss verschoben

Während der zuständige Raumordnungs-Landesrat Johannes Tratter (ÖVP) im Seilbahn-Programm ein Regelwerk sieht, mit dem Neuerschließungen von Skigebieten verhindert werden, befürchten Kritiker, dass damit unter dem Deckmantel von Zusammenschlüssen völlig unberührte Gebiete mit Liften und Pisten erschlossen werden. Die Kontroversen haben zuletzt dazu geführt, dass die Landesregierung den Beschluss des Seilbahnprogramms verschoben hat - die Koalitionspartner ÖVP und Grüne wollen noch einmal verhandeln. Dabei hatte Landesrat Tratter Anfang November noch abgelehnt, das Programm in den Eckpunkten wieder aufzuschnüren.

Grenzen für den Tourismus

Inwieweit die Kritik von Umweltschützern noch berücksichtigt wird, wird sich zeigen, wenn das neue Tiroler Seilbahn- und Skigebietsprogramm beschlossen wird. Im Landtag hat der Entwurf in dieser Woche auch zu einer grundsätzlichen Diskussion über Grenzen und Zukunft des Tourismus geführt. Wobei Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) die Wichtigkeit des Tourismus für die Entwicklung in den Tälern betonte. Er meinte allerdings auch, dass Grenzen aufgezeigt werden müssen. Wo diese Grenzen künftig rechtlich liegen werden, wird im Seilbahnprogramm festgeschrieben.

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