Verein will Hass im Netz entgegenwirken

„Dialog statt Hass“ heißt das neue Pilotprojekt des Vereins Neustart. Der Verein ist für die Bewährungshilfe in Österreich zuständig, mit dem neuen Projekt wolle man dem zunehmenden Hass im Internet entgegenwirken.

Beschimpfungen, menschenverachtende Aussagen, Aufrufe zu Gewalt - Hasspostings im Internet nehmen zu, ebenso die Anzeigen wegen Verhetzung. Wer gegen den Paragrafen verstößt, kann vom Richter das Projekt „Dialog statt Hass“ angeordnet bekommen, erklärte Kristin Henning, die Leiterin des Vereins Neustart in Tirol: „Wir haben Klienten im Rahmen der Diversion, hier kann das Strafverfahren vermieden werden wenn sie das Projekt erfolgreich absolvieren. Wir haben aber auch jene Klienten, wo es schon ein Urteil gibt und die zusätzlich zur Strafe, die auf Bewährung ausgesetzt worden ist, dieses Projekt absolvieren.“

Hassposting im Internet

APA/Helmut Fohringer

Viele Äußerungen im Internet beruhen auf Hass

Medienkompetenz wichtiger Aspekt

Als erster Schritt wird den Leuten das bestehende Gesetz erklärt. „Wir machen ihnen verständlich, dass sie sich damit strafbar gemacht haben. Viele sind darüber sehr überrascht, es ist vielen nicht bewusst“, so Henning. Dann gehe es darum, an den Ursachen zu arbeiten. Ein wichtiger Teil sei auch das Thema Medienkompetenz: „Vielen ist gar nicht klar, dass das von hunderten oder tausenden Personen gelesen wird“. Es wird den Leuten bewusst gemacht, was sie mit ihren Aussagen bei Opfern auslösen können. Gearbeitet wird in Einzelgesprächen oder Kleingruppen. Österreichweit wurden bereits 60 Klienten betreut, neun davon in Tirol: „Wir haben Personen, die sich als Systemverlierer erleben, aber auch welche, die gut integriert und wirtschaftlich erfolgreich.“

Meinungsäußerung ohne Hass

Die zuständige Medienrichterin am Landesgericht Innsbruck findet das Projekt sehr wirksam, um Täter von weiteren Delikten abzuhalten. Genau darum geht es auch, berichtete Kristin Henning vom Verein Neustart: „Wir glauben daran, dass man sich immer auch mit den Ursachen auseinandersetzen muss und die Strafe allein nicht ausreicht. Da geht es nicht darum, die freie Meinungsäußerung einzuschränken. Das wichtige ist, dass die Personen lernen, ihre Meinung auszudrücken ohne jemanden zu diskriminieren und ohne zu Hass aufzurufen“.

Das Pilotprojekt läuft bis Ende des Jahres in Innsbruck, Wien, Linz und Graz. Dann wird geprüft, in welcher Form es fortgesetzt wird.

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