Neue Vorwürfe gegen Skilegende Sailer

Österreichs Jahrhundertsportler Toni Sailer soll vor 43 Jahren in Innsbruck eine damals 14-Jährige vergewaltigt haben. Die Betroffene wird im deutschen Wochenmagazin „Spiegel“ mehrmals zitiert. Auch Ex-Trainer Karl Kahr wird erwähnt.

Der Vorfall soll im Jahr 1975 in einem Hotel in Igls passiert sein. Dort habe Sailer das Mädchen auf sein Zimmer gelockt und vergewaltigt, wie der „Spiegel“ in seiner aktuellen Onlineausgabe am Freitag berichtet. Die Betroffene will demnach anonym bleiben, überlege aber, ihre Aussage bei der Staatsanwaltschaft zu hinterlegen. Das könnte insofern brisant sein, als die Frau schildert, dass Trainerlegende Karl Kahr nach dem mutmaßlichen Missbrauch ins Zimmer gekommen sei, also davon gewusst haben müsste.

Kahr weist Vorwürfe zurück

Der heute 86-jährige Kahr weist diesen Vorwurf laut „Spiegel“ zurück. Er führt derzeit einen Prozess gegen eine ehemalige ÖSV-Skirennläuferin wegen übler Nachrede. Die Frau und ihr Ehemann beschuldigten Kahr in WhatsApp-Nachrichten massiver sexueller Übergriffe. Kahr hat stets sämtliche gegen ihn erhobenen Anschuldigungen vehement zurückgewiesen - mehr dazu in Missbrauchsvorwürfe: Prozess wegen übler Nachrede vertagt.

Ungeklärter Sachverhalt in Zakopane

Der dreifache Olympiasieger Sailer, der am 24. August 2009 im Alter von 73 Jahren einem Krebsleiden erlegen war, war bereits im Jänner dieses Jahres im Zusammenhang mit einer Affäre aus dem Jahr 1974 in den Mittelpunkt gerückt. Auf Intervention der österreichischen Regierung soll das Verfahren gegen Sailer nach einem angeblichen Übergriff gegen eine polnische Prostituierte in Zakopane eingestellt worden sein. Sailer habe die Vorwürfe stets zurückgewiesen und behauptet, dass ihm eine Falle gestellt worden sei - mehr dazu in Causa Toni Sailer schlägt hohe Wellen.

Eine von Österreichs Skiverband (ÖSV) im November 2017 als Reaktion auf die auftauchenden Missbrauchsvorwürfe eingesetzte Expertenkommission hatte im Juni dieses Jahres keine Hinweise auf systematischen sexuellen Missbrauch und sexuelle Gewalt innerhalb der Verbandsstrukturen erkannt.