Schutzwald braucht richtige Mischung

In Innsbruck findet diese Woche die weltweit größte Fachkonferenz zum Thema Schnee und Lawinen statt. Den Schutzwald, der neben technischen Schutzbauten eine wichtige Rolle beim Schutz vor Lawinen einnimmt, sehen Experten immer mehr in Gefahr.

Beim „International Snow Science Workshop“ („ISSW“), der diese Woche in Innsbruck stattfindet, tauschen sich im Sinne von „Forschung für die Praxis und Praxis für die Forschung“ 1.000 Wissenschaftler und Praktiker unter anderem zum Thema Lawinenmanagement aus. In Europa sind neben Österreich vor allem die Schweiz, Frankreich und Norwegen federführend bei diesem Thema, weltweit sind das die USA, Kanada und Japan.

Lawinenverbauung am Stanser Joch

Hermann Hammer

„Permanente Maßnahme“ in Tirol: Lawinenverbauung am Stanser Joch

Interessant seien die unterschiedlichen Lösungsansätze, so Konferenzmitorganisator Karl Kleemayr vom Bundesforschungszentrum für Wald: „In Amerika löst man Lawinen aus und nimmt auch in Kauf, dass die Straße mal eine Zeit lang gesperrt ist. Umgekehrt sind bei uns permanente Maßnahmen üblich und haben sich auch bewährt – das hat man in Amerika bislang weniger gehabt.“

Zunahme bei Nass- und Gleitschneelawinen

Die Auswirkungen des Klimawandels machen sich auch bei der Beschaffenheit der Lawinen bemerkbar. Durch die häufigen Temperaturwechsel wird die Schneedecke allgemein instabiler, es werde daher in Zukunft deutlich weniger Staublawinen geben als bisher, waren sich die Lawinenexperten am Montag im Rahmen einer Pressekonferenz einig. Zunehmen werde dafür die Zahl der Nass- und Gleitschneelawinen. Gleitschneelawinen machen den Lawinenexperten besonders zu schaffen, da sie sehr schwer einzuschätzen und nicht abzusprengen seien.

Gleitschneelawinen

ORF

Gleitschneelawinen sind sehr unberechenbar

Schutzmaßnahmen zeigen Wirkung

Dass es trotz des Klimawandels weniger Lawinenschäden gegeben hat, liege an den effizienten Schutzmaßnahmen. Die Schutzbauten wurden an die sich ändernden Bedingungen angepasst, auch die Sensibilisierung der Bevölkerung für das Thema Lawinen habe Wirkung gezeigt. So ist die Zahl der Lawinentoten in den letzten Jahren in etwa gleich geblieben, obwohl die Zahl derer, die sich im Winter abseits gesicherter Pisten bewegen, rasant gestiegen ist.

Tanne und Bergahorn besonders geeignet

Zweiter wichtiger Faktor beim Schutz vor Lawinen ist der Schutzwald, der aber nicht nur mit Hitze und Borkenkäfern zu kämpfen hat. Um einen wind- und lawinensicheren Wald zu haben, brauche es auch tief wurzelnde Bäume wie Tanne und Bergahorn. Der reine Fichtenwald mag zwar wirtschaftlich attraktiv sein, sei aber zum Schutz vor Lawinen zu wenig tief verwurzelt. Eine gute Baumdurchmischung sei deshalb unumgänglich.

Link: