Tourismusreform soll im Frühjahr stehen

Die Bundesregierung will die Rahmenbedingungen für die Tourismusbranche verbessern. Die Bundesländer, allen voran Tirol, sollen dabei stark eingebunden werden. Eine erste Richtung für die Strategie wurde am Donnerstag in Wien bekannt gegeben.

Österreich zählt laut Ministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) konstant zu den 15 Top-Tourismusdestinationen weltweit. Die letzte Strategie für die Branche liege aber zehn Jahre zurück - damals habe es das Wort Digitalisierung noch gar nicht gegeben. Aber nicht nur in diesem Bereich sehen Köstinger und Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP), der sich ebenfalls den Fragen der Journalisten stellte, Handlungsbedarf. Tirol generiert etwa ein Drittel aller touristischen Übernachtungen in Österreich.

Branchenumfrage bringt neun große Kernthemen

Bei den bisherigen Branchenerhebungen kristallisierten sich „neun Kernthemen“ heraus - neben der Zusammenarbeit zwischen Tourismus, Landwirtschaft und Kulinarik sowie dem Vorantreiben der Digitalisierung seien dies nachhaltiger Tourismus, neue Wege der Tourismusförderung und -finanzierung, die Entwicklung eines „zukunftsgerichteten Indikatorensystems“ fernab von bloßen Nächtigungszahlen, weiters Marketing/Werbung/Kommunikation, touristische Rahmenbedingungen betreffend Steuerfragen und Recht, Arbeitsmarkt/Aus- und Weiterbildung sowie internationale Trends und Herausforderungen im Tourismus.

Bundesspartenobfrau Petra Nocker-Schwarzenbacher, LH Günther Platter und Tourismusministerin Elisabeth Köstinger

BNM/P. Gruber

Bundesspartenobfrau Petra Nocker-Schwarzenbacher, LH Günther Platter und Tourismusministerin Elisabeth Köstinger

In einem Punkt kam die Regierung der Branche bereits einen großen Schritt entgegen - bei der Rücknahme des ermäßigten Mehrwertsteuersatzes auf Übernachtungen von 13 auf 10 Prozent, die ab 1. November gilt. Die Steuer war erst 2016 von zehn auf 13 Prozent angehoben worden, um die letzte Steuerreform zu finanzieren.

Lösung für Online-Zimmervermieter angekündigt

Das Thema Online-Zimmervermittlung via Airbnb & Co ist da ein eigenes Problemkapitel. Das US-Unternehmen Airbnb vermittelt Reisenden Privatquartiere und macht damit Hotels mit vergleichsweise niedrigeren Preisen und weniger strengen Vorschriften große Konkurrenz. „Wir arbeiten mit dem Bundesministerium für Verfassung, Reformen, Deregulierung und Justiz daran“, versicherte Köstinger. Es brauche „die Möglichkeit der Nachvollziehbarkeit und der Kontrolle“ - „es geht um Meldeverpflichtungen.“ Köstinger ist „zuversichtlich, dass wir bis nächstes Jahr eine Lösung gefunden haben werden“.

Landwirtschaft und Kulinarik im Fokus

Auch eine engere Verzahnung des Tourismus mit Landwirtschaft und Kulinarik wird angestrebt. 87 Prozent der heimischen Touristiker sehen laut Köstinger „großes Potenzial in der Zusammenarbeit mit Landwirtschaft und Kulinarik“. Auch den Aspekten Landschaftserhaltung, Digitalisierung, Kommunikation und der Leistbarkeit von Betriebsübergaben wird der Umfrage zufolge ein hoher Stellenwert beigemessen.

„Ich bin schon froh über diese Strategie, wo die Bundesländer miteingebunden sind“, sagte Platter. Erfreut zeigte er sich über die angepeilte verstärkte Kooperation zwischen Tourismus und Landwirtschaft: „Man kann sagen, das sind Geschwister - die gehören zusammen.“ Seine Hoffnung: „So schaffen wir es, dass wir Landflucht vermeiden - wir müssen der Jugend eine Zukunft bieten in den Tälern.“

Bürokratie offenbar größter Hemmschuh

Die Praxisnähe bei der Erstellung der bundesweiten Tourismusstrategie begrüßte auch die Obfrau der Bundessparte Tourismus und Freizeitwirtschaft in der Wirtschaftskammer Österreich, Petra Nocker-Schwarzenbacher. „Wir kennen die Sorgen und Probleme von 90.000 Unternehmen im Tourismus - wir wissen, wo der touristische Schuh drückt.“ Als Top-3-Themen, welche die Branche beschäftigten, nannte sie „Mitarbeiter-Akquise, internationale Werbung und die Überwindung bürokratischer Hemmnisse“.

84 Prozent der Befragten hätten die Reduktion der Bürokratie als „wichtig“ bzw. „sehr wichtig“ eingestuft. Ein Fünftel plane in den nächsten Jahren eine Betriebsübergabe oder -auflösung - bei zwei Dritteln soll die Übergabe innerhalb der Familie erfolgen. „Das sollte nahezu kostenfrei möglich sein“, wünscht sich die Branchensprecherin.