Forum Alpbach endet heute

Über 200 Veranstaltungen mit Teilnehmern aus über 100 Nationen haben heuer beim Europäischen Forum Alpbach stattgefunden. Präsident Franz Fischler zeigte sich zufrieden und kündigte bereits das Generalthema für das nächste Jahr an.

Kaum geht das heurige Europäische Forum Alpbach mit dem Generalthema „Diversität und Resilienz“ zu Ende, beginnen bereits die Planungen für das Forum 2019. „Das Generalthema wird ‚Freiheit und Sicherheit‘ sein“, kündigte Präsident Franz Fischler am Freitag an.

Dabei geht es Fischler unter anderem darum, zu thematisieren, dass Sicherheit auch Freiheit rauben kann. „Es ist ein ungeheuer kontroversielles Thema, weil die beiden Begriffe auch Gegenpole sind“, sagte der Forumspräsident. „Dem Thema wollen wir uns im Zusammenhang mit Wissenschaft, Politik, freiem Bürgertum und Bürgerrechten sowie dem Flüchtlingsthema umfassend widmen.“

Franz Fischler in Alpbach

Andrei Pungovschi

Kritik für Fischler „etwas aufgesetzt“

Kritik aus ÖVP-nahen Kreisen an der Entwicklung des Forums ließ der frühere ÖVP-Politiker im Gespräch mit der APA nicht gelten. „Das heurige Forum war ungeheuer erfolgreich und so international wie noch nie“, sagte Fischler nicht zuletzt in Richtung dieser einzelnen kritischen Stimmen. Insgesamt gab es Teilnehmer aus mehr als 100 Staaten.

In den vergangenen 17 Tagen waren 5.300 Teilnehmer an Ort und Stelle, davon 845 Sprecher mit einem Frauenanteil von 36 Prozent. Auch die Zahl der Nationen, aus denen junge Menschen teilnehmen, stieg in den vergangenen beiden Jahren von 50 auf 90. „Es ist wesentlich internationaler geworden.“

Die Kritik am Forum von mancher ÖVP-nahen Seite kommt Fischler „etwas aufgesetzt vor“. Sie komme auch „von Leuten, die sich am Programm selber wenig beteiligt haben. Was ich nicht vorhabe, ist, aus Alpbach eine Schickimicki-Veranstaltung zu machen. Das werden wir verhindern“, sagte Fischler. Eine Gegenveranstaltung von ÖVP-naher Seite sei „ein Gerücht: Ich habe den Bundeskanzler gefragt dazu. Er hat ganz klar gesagt, er weiß nicht, woher das kommt. Daher nehme ich zu Gerüchten nicht Stellung.“

Weltweite Berichte über Diskussionen

Highlights waren für Fischler heuer unter anderem die Diskussion der Präsidenten aus Serbien, dem Kosovo, Slowenien und Österreich, über die weltweit berichtet worden sei. Auch der Tag der Begegnungen mit dem Regisseur Martin Kusej sei ein Höhepunkt gewesen. Kusej lud Freunde ein. So habe man miterleben können, wie auf dieser Ebene gedacht werde, freute sich Fischler. „Ein Traum wäre es, das nächstes Jahr mit einem international renommierten Unternehmer auch so zu machen.“

Vor allem stieg heuer die Teilnehmerzahl der Wirtschaftsgespräche deutlich auf 1.450, so Fischler. Der Ticketerlös aus diesem Bereich alleine sei um 70.000 Euro gestiegen. Die Wirtschaftsgespräche seien aber nicht einmal 20 Prozent des gesamten Forums. „Alpbach ist viel viel mehr, ist viel, viel komplexer.“

Mehr internationale Unternehmer geplant

„Die Internationalität ist erreicht, aber wir können Alpbach nicht größer machen, als es ist“, sagte Fischler mit Verweis auf natürliche Kapazitätsgrenzen. Man bemühe sich, neue Formate zu schaffen. Es gehe auch um konfrontativere Diskussionen, um „nicht nur den Mainstream“ zu präsentieren. „Dass wir also auch versuchen, Vertreter von Wissenschaft, Politik und Wirtschaft stärker zusammenschalten. Ich werde für nächstes Jahr vor allem versuchen, mehr internationale Unternehmer hier zu haben.“

Alpbach biete eine Plattform „wo jeder, der glaubt, etwas beitragen zu können, eingeladen ist. Was wir auch wollen, ist - das ist ein Unterschied zu Davos und ähnlichen Foren - nicht nur Vernetzung, sondern wir wollen eine Plattform bieten und dafür sorgen, dass Dinge auch wirklich in der Tiefe diskutiert werden. Dafür brauchen wir auch eine gewisse Atmosphäre der Nachdenklichkeit.“

Neue Formate und öffentliche Einsicht geplant

Auch die Möglichkeiten der Digitalisierung wurden beim heurigen Forum schon ziemlich ausgenutzt und sollen laut Fischler bei den kommenden Treffen ausgebaut werden. Neben Livestreams - der Podiumsdiskussion mit Nobelpreisträger Joseph E. Stiglitz alleine folgten laut Fischler 15.000 Mensch live via Facebook-Livestream - wurde ein „Webinar“-Format eingeführt. Auch Videoformate wurden entwickelt.

Joseph Stiglitz

APA/EXPA/JOHANN GRODER

Nobelpreisträger Joseph E. Stiglitz war auch online ein Zusehermagnet

Künftig will Fischler auch noch etwas stärker weggehen von Panel-Diskussionen. „Es soll mehr Gespräche geben, wo ein Moderator einen prominenten Sprecher interviewt und dann das Publikum eingebunden wird.“

Da sich manche ihre Meinung übers Forum aufgrund von beispielsweise zwei Tagen bilden würden, an denen sie teilnehmen, will Fischler „künftig auch den Sukkus der zweieinhalb Wochen am letzten Tag unter Einbeziehung des Internets und moderner elektronischer Kommunikationsmittel öffentlich machen. Jeder auf der Welt kann dann schauen, was in diesem Jahr in Alpbach los war“, kündigte Fischler an.