Mehr Hepatitis-C-Untersuchungen gefordert

Forscher der Medizinischen Universität Innsbruck fordern mehr Einsatz zur Bekämpfung von Hepatitis C. Jeder zweite infizierte Tiroler wisse nichts von seiner Krankheit, die unbehandelt eine der tödlichsten Viruserkrankungen weltweit sei.

Wenn Hepatitis C nicht behandelt wird, führt sie zu Leberzirrhose und mit hoher Wahrscheinlichkeit zu Leberkrebs, sagte Herbert Tilg, Direktor der Innsbrucker Universitätsklinik für Innere Medizin I im Vorfeld des Welt-Hepatitis-Tages am 28. Juli. Im frühen Stadium verursacht Hepatitis C keine Symptome, weshalb die Forscher schätzen, dass etwa die Hälfte der Infizierten nichts von ihrer Krankheit wissen.

Besonders Baby-Boomer-Generation betroffen

Seit wenigen Jahren ist die Krankheit dank neuer Medikamente vollständig heilbar und die Therapie zeige im Gegensatz zu früheren Therapien mit Interferon kaum Nebenwirkungen, so die Forscher. Die heutige Herausforderung sei daher nicht mehr die Behandlung, sondern die Diagnose. Besonders im Blick haben die Forscher die Generation der zwischen 1946 und 1964 geborenen „Baby-Boomer“. In dieser Generation sei es gehäuft zu Infektionen durch allfällige Bluttransfusionen, Organtransplantationen oder andere medizinische Behandlungen, die nicht den heutigen Standards entsprachen, gekommen.

Die Hepatitis-C-Experten Benedikt Schäfer, Heinz Zoller und Herbert Tilg

MUI

Die Hepatitis-C-Experten Benedikt Schäfer, Heinz Zoller und Herbert Tilg

Daneben zählen auch Kinder infizierter Mütter und Personen, die intravenös Drogen konsumieren oder konsumiert haben oder Menschen mit häufig wechselnden Sexualpartnern zu den Gruppen mit erhöhtem Risiko für die chronische Infektion.

Tirol könnte WHO Ziele verfehlen

Mit einer gestiegenen Diagnoserate könnten in Tirol 1.254 Neuinfektionen bis zum Jahr 2030 vermieden und damit auch 150 neue Leberzirrhosen vermieden werden, prognostizierte Heinz Zoller, Leiter des Hepatologischen Labors an der Univ.-Klinik für Innere Medizin I, in dem auch die Hepatitis C Virusdiagnostik durchgeführt wird.

Ohne gezielte Steigerung der Diagnose- und Behandlungszahlen würden die Infektionszahlen bis 2030 hingegen nur wenig sinken und die Ziele der Weltgesundheitsorganisation WHO verfehlt werden. Im letzten Jahr wurden in Innsbruck 73 Patienten behandelt, etwa 130 Patienten pro Jahr müssten es sein, um Hepatitis C in Tirol gemäß der WHO-Definition zu eliminieren. „Da durch höhere Behandlungsraten von rund 1.000 Patienten bis zum Jahr 2030 auch zusätzliche Neuinfektionen verhindert werden, könnten dadurch allein in Tirol in den kommenden Jahren über 1.250 Hepatitis-C-Erkrankungen geheilt beziehungsweise vermieden werden“, prognostizierte der Hepatologe Zoller.

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