Südtirol: Flugbienen in Blütezeit vergiftet

Tausende Bienen sind in Vilpian in Südtirol in der Blütezeit verendet, berichtet ein Imker. Er hat sie untersuchen lassen, Labore bestätigen, dass diese Bienen an Mitteln gestorben sind, die in der Blütezeit oder generell verboten sind.

„Rund um die Bienenstöcke lagen lauter leblose Flugbienen“, erzählt ein Imker aus dem Pustertal, der anonym bleiben will, über den Anblick, der sich ihm am 1. Mai mitten in einer Obstanlage bot. Er habe seine Bienen wie seit mehreren Jahren im Frühjahr nach Vilpian im Etschtal in der Nähe von Bozen gebracht. Dort sollten sie während der Obstblüte Nektar sammeln.

Doch als der Imker die Bienen nach drei Wochen abholen wollte, seien rund um die Stöcke der elf Bienenvölker Tausende tote Flugbienen gelegen. Für ihn sei klar gewesen, dass seine Bienen durch Pflanzenschutzmittel vergiftet worden seien, erzählt der Imker. Dabei ist die Ausbringung von bienengefährdenden Pflanzenschutzmitteln in Südtirol während der Obstblüte verboten.

Ein Haufen toter Bienen auf einem Holztisch

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Labor bestätigt Vergiftung

Der Imker erzählt, dass er gleich einige tote Bienen zur Untersuchung in ein Labor nach Padua geschickt hat. Die Ergebnisse seien danach zur weiteren Interpretation an ein Institut in Braunschweig übermittelt worden, berichtet der Fachberater für Bienenzucht des Landes Südtirol Andreas Platzer. Die Einschätzung aus Deutschland war eindeutig: die untersuchten Bienen sind an zwei Insektiziden verendet, von denen eines generell und eines zumindest in der Blütezeit verboten ist.

Verdachtsfälle gleich melden

Andreas Platzer erinnert daran, dass Verdachtsfälle sofort von den Imkern gemeldet werden müssen. Nur dann sei es möglich, in der Umgebung der Bienen Blattproben zu entnehmen und herauszufinden, wo die Pflanzenschutzmittel angebracht worden seien. Im Falle von Vilpian sei das nicht erfolgt, sagt Platzer, während der Imker das Gegenteil behauptet.

Tote Bienen, eine Person hält eine tote Biene zwischen den Fingern, jemand zeigt mit Handschuhen auf sie

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Spritzverbot in Blütezeit großteils eingehalten

Engelbert Pohl, Obmann des Südtiroler Imkerbundes, betont, dass es sich um Einzelfälle handelt, wenn während der etwa 14-tägigen Obstblüte bienengefährdende Pflanzenschutzmittel ausgebracht werden. Ein Großteil der Bauern halte sich an die Bestimmungen. Generell klappe die Zusammenarbeit mit den Landwirten, so gebe es Abmachungen, bestimmte Pflanzenschutzmittel nur außerhalb der Bienenflugzeiten abends auszubringen. Es gebe aber doch regelmäßig Schäden in Bienenstöcken, weil einige Landwirte sich nicht an die Schutzbestimmungen und an die Abmachungen halten würden, klagt Imkerbund-Obmann Pohl.

Obstplantagen von oben gefilmt im Vinschgau

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Auch in den Obstanlagen sollen Bienen möglichst geschont werden

2018 eine Handvoll Verdachtsfälle gemeldet

Landwirtschaftslandesrat Arnold Schuler (SVP) ärgert sich über die schwarzen Schafe unter den Bauern, die sich nicht an die Bestimmungen zum Bienenschutz halten. Sie seien schädlich für das Image aller Landwirte, die sich größtenteils korrekt verhalten würden. „In diesem Jahr wurden in ganz Südtirol von 3.000 Imkern vier oder fünf Verdachtsfällen gemeldet, das sind so wenige wie noch nie“, erklärt Schuler. Wenn ein Bauer beim Spritzen von verbotenen Mitteln erwischt werde, müsse er mit schwerwiegenden Konsequenzen rechnen, erklärt der Landesrat. Dann drohe dem Landwirt der Entzug des Befähigungsausweises zur Ausbringung von Spritzmitteln und vor allem könne aus seiner Obstgenossenschaft ausgeschlossen werden.

Seine Völker, erzählt der Imker aus dem Pustertal, der die Tausenden toten Biene beklagt, hätten sich inzwischen wieder erholt. Nach Vilpian oder überhaupt in die Nähe von intensiven Obstanbaugebieten werde er sie aber nicht mehr bringen.