Friedl mit der leeren Tasche in Südtirol
Friedrich IV. hatte vor 600 Jahren in Tirol das Sagen. Im 15. Jahrhundert war der Habsburger-Herzog als volksnaher Herrscher bekannt. „Man feierte ihn als einen, der volksnah war, der Bürger näher als dem Adel stand“, weiß der Meraner Historiker Leo Andergassen. Gleichzeitig ließ sich der Habsburger aber nicht gerne das Wort nehmen. Diese Charaktereigenschaft wurde ihm 1415 beim Konzil in Konstanz am Bodensee auch zum Verhängnis.
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Indem Friedrich beim Konzil den falschen Papst unterstützte, hatte er sich viele Feinde gemacht. Sigismund von Luxemburg wurde sein größter Gegenspieler. „Das Konzil von Konstanz war ein Scheidemoment zwischen Friedrich und Sigismund. Friedrich war der Beschützer des Papstes Johannes XXIII. Sigismund hat das nicht verziehen, er ließ den Habsburger ein Jahr später verhaften“, erzählt Andergassen.
Flucht in die Schnalstaler Berge
Friedl war jedoch kein Mann für den Kerker. Verkleidet als armer Knecht ist ihm eine abenteuerliche Flucht nach Tirol gelungen. In den Schnalstaler Bergen fand er Unterschlupf und Arbeit auf dem Finailhof, hoch über der Ortschaft Vernagt.
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Die Zeit als Bauernknecht hat ihm wohl den Spottnamen „Friedl mit der leeren Tasche“ gebracht. Was sich in jenen Tagen im Schnalstal genau zugetragen hat, ist nicht überliefert. Als Dank für den Unterschlupf soll Friedl den Bauersleuten einen Becher und Besteck geschenkt haben. Der heutige Bauer vom Finailhof glaubt fest an den Wahrheitsgehalt dieser Geschichte. „Wir sind stolz, dass Friedrich bei uns war, so was hält man in Ehren“, sagt Manfred Gurschler.
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Über 30 Sagen werden in der Schnalstaler Gegend über Herzog Friedrich erzählt. Die Geschichten wurden im 19. Jahrhundert in vielen Gedichten, Theaterstücken und Romanen wiedergegeben. Die Botschaft dieser Erzählungen war immer dieselbe: Tirol und Habsburg, das Kaiserhaus, gehören zusammen.
Finanzgenie und guter Rechner
Dank seiner Beharrlichkeit und mit viel Geschick konnte Friedrich seine Position Jahre später wieder festigen. In Tirol hatte er vor allem Rückhalt von den Bauern. Unter seiner Herrschaft erlebten Bergbau und Handel großen Aufschwung. Er war ein regelrechtes Finanzgenie und führte penibel Rechnungsbücher.
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„Am Ende war er einer mit der vollen Tasche, er hinterließ seinem Sohn Sigmund ein reiches Erbe, das dieser dann über Jahrzehnte verprassen konnte“, so der Historiker Leo Andergassen. Friedrich habe die Neustrukturierung der Wirtschaftsangelegenheiten Tirols maßgeblich beeinflusst.
Gebeine untersucht
Die Gebeine des im Jahr 1439 Verstorbenen werden noch untersucht. Begraben ist Friedrich in der von ihm gestifteten Friedrichsgruft, im Tiroler Oberinntal, die er für sich, seine Ehefrauen und Nachkommen errichten ließ. In der Erinnerung bleibt Friedl mit der leeren Tasche als ein volksnaher Herrscher, der eng mit der Geschichte Tirols verbunden ist.