Rekordstimmung in Tiroler Wirtschaft

Bis zu 3,5 Prozent soll die Tiroler Wirtschaft im laufenden Jahr wachsen. Die Auftragslage sei aktuell blendend, allerdings verschärfe sich der Mangel an Fachkräften, wie der Präsident der Tiroler Wirtschaftskammer am Mittwoch erklärte.

Die Auftragslage in der Tiroler Wirtschaft ist laut Wirtschaftskammerpräsident Jürgen Bodenseer derzeit „blendend“. Konjunkturtreiber sei vor allem der produzierende Bereich – und hier vor allem die Exportwirtschaft. Handel und Bauwirtschaft würden ebenfalls Top-Werte verzeichnen, das zeige das aktuelle TOP Tirol Konjunkturbarometer.

Auch der Tourismus sei sehr gut unterwegs. “Wir hatten einen hervorragenden Winter und wir können sicher mit einem sehr guten Sommer und Herbst rechnen“, so Bodenseer.

Neues All-time-high beim Geschäftsklimawert

Der Geschäftsklimawert ist der Mittelwert zwischen der aktuellen wirtschaftlichen Lage der Betriebe und den Erwartungen für die kommenden drei Monate. Der Geschäftsklimawert kann Werte zwischen -100 Prozent und + 100 Prozent haben. Der Wert stieg nun zum fünften Mal in Folge. Es sei ein neues All-time-high von 68 Prozent-Punkten erreicht worden, so Bodenseer.

TOP Tirol-Geschäftsklimawert in Prozent-Punkten

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Der Geschäftsklimawert war in der Zeit von September 2008 bis Dezember 2009 negativ, seitdem stiegen die Werte.

Gute Auftragslage und steigende Investitionen

Aktuell bewerten 73 Prozent der Tiroler Leitbetriebe die wirtschaftliche Lage ihres Unternehmens als gut; nur ein Prozent ist unzufrieden. „Das bedeutet, dass die Auftragslage auch für die nächsten Monate stimmt“, erklärt der Autor des TOP Tirol Konjunkturbarometers, Stefan Garbislander.

Extrem erfreulich sind aus der Sicht von Stefan Garbislander die wieder anziehenden Investitionen. Das sei lange Zeit eine Achillesferse der Tiroler Wirtschaft gewesen, wie er betonte. Es hätten auch die steuerlichen Anreize für Investitionen gefehlt. Nun habe sich die Situation aber gedreht. 43 Prozent der befragten Leitbetriebe würden in den kommenden sechs Monaten wieder mehr investieren wollen, damit bleibe die Nachfrage aufrecht. „Das ist eine weitere Grundlage für die besonders positive Situation in Tirol.“

Bis zu 3,5 Prozent Wirtschaftswachstum in Tirol

Dementsprechend fällt die Konjunkturprognose für 2018 deutlich positiv aus. „Wir werden in Tirol real um 3 bis 3,5 Prozent – und damit etwas über dem österreichischen Durchschnitt – wachsen. Das verspricht einen guten Sommer und einen guten Herbst für die Tiroler Wirtschaft“, so Bodenseer und Garbislander.

Auch die Entwicklung der Arbeitslosigkeit sei erfreulich, so Bodenseer: „Es geht in Richtung drei Prozent und damit werden wir im Grunde in Tirol Vollbeschäftigung haben. Damit stehen wir im Vergleich mit dem Rest von Österreich sehr gut da.“ Allerdings habe die Hochkonjunktur auch eine Schattenseite: Der Fachkräftemangel verschärfe sich dramatisch, so Garbislander. „45 Prozent der Leitbetriebe sagen uns, dass die Verfügbarkeit von geeigneten Fachkräften sich in den letzten zwölf Monaten verschlechtert hat“.

Jürgen Bodenseer und Stefan Garbislander

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Jürgen Bodenseer und Stefan Garbislander

“Vorschläge der Wirtschaft werden umgesetzt“

Vor allem im Optimismus der Konsumenten und der guten Arbeit der Bundesregierung ortet Bodenseer die Ursachen für die stabile Hochkonjunktur. Viele Vorschläge der Wirtschaft würden aktuell in die Tat umgesetzt, so Bodenseer, der in diesem Zusammenhang die Flexibilisierung der Arbeitszeit bis zur Abschaffung von Mehrfachstrafen oder dem neuen Gleichgewicht von Ökonomie und Ökologie anführte.

Im Rest von Österreich würden sich die Anzeichen, dass der Konjunkturgipfel womöglich schon überschritten ist, jedoch mehren. Zu denken geben Bodenseer europäische Flüchtlingspolitik, der Brexit oder mögliche Strafzölle und Wirtschaftssanktionen. „Die Pläne von Trump können insbesondere für unsere automotive Zulieferindustrie zu starken Einschnitten führen“, erklärt Bodenseer.

Drei Maßnahmen für längeres Hoch

Um das aktuelle Hoch der Wirtschaft langfristig abzusichern, sind nach Einschätzung Bodenseers vor allem drei Maßnahmen vorrangig nötig. „Den Bürokratie- und Vorschriftenmüll wegräumen, die Steuerquote senken und Investitionsanreize schaffen. Die ersten Schritte wurden dafür schon gemacht, jetzt geht es um die konsequente Umsetzung.“