Gleirscher holt Gold im Kunstbahnrodeln

Der Tiroler David Gleirscher hat auf der Kunstbahn in Pyeongchang/Alpensia sensationell Gold geholt. Es ist dies die erste Medaille im Herren-Einsitzer seit 16 Jahren. Goldmedaille gab hier seit 50 Jahren keine mehr für Österreich.

Als letzter Österreicher hatte sich der 23-jährige Jung-Papa aus dem Stubaital für Olympia qualifiziert, nach vier Läufen und zwei Tagen winkte Gleirscher aber vom obersten Stockerl. Beachtlich für einen, der im Weltcup bisher nie über Platz vier hinausgekommen war. Bei der Bahn von Alpensia war es aber Liebe auf den ersten Blick. Schon im Vorjahr hatte er bei der Generalprobe Bahnrekord aufgestellt, diesmal lief es von Beginn an.

Nach dem ersten Lauf in Führung

Nach dem ersten Lauf in Führung, fiel er zwar zwischenzeitlich auf die Plätze zwei und drei zurück, mobilisierte im Finish aber noch einmal alle Kräfte. Und profitierte von den Fehlern der Konkurrenz. Sowohl der nach drei Läufen führende deutsche Doppelolympiasieger Felix Loch als auch der US-Amerikaner Chris Mazdzer patzten. Mazdzer wurde schließlich 0,026 Sekunden hinter Gleirscher Zweiter, Gold-Favorit Loch musste sich gar nur mit Platz fünf zufriedengeben. Bronze ging an den Deutschen Johannes Ludwig (0,230).

David Gleirscher

ORF

David Gleirscher holt die erste österreichische Goldmedaille im Rodeln seit 50 Jahren. „Was da passierte ist, ist ein Wahnsinn. Damit habe ich nicht gerechnet“, so Gleirscher.

Entscheidung in Kurve neun

Als entscheidend sollte sich Kurve neun erweisen, in der Gleirscher im Gegensatz zu den beiden Konkurrenten eine recht saubere Linie fuhr. „Ich habe nicht geglaubt, dass Felix so etwas passiert. Für ihn tut es mir leid, aber ich bin überglücklich“, meinte Gleirscher zu Loch. Der vergab die große Chance, mit seinem dritten Einzel-Olympiagold mit seinem bereits zurückgetretenen Landsmann Georg Hackl gleichzuziehen.

Gleirscher ließ auch die interne ÖRV-Konkurrenz klar hinter sich: Doppel-Weltmeister Wolfgang Kindl wurde Neunter, Reinhard Egger landete auf Platz 15. Auch Rodel-Sportdirektor Markus Prock strahlte: „Das große Ziel war es, zwei Medaillen zu gewinnen. Ich hoffe, es geht so weiter“, erklärte der 53-Jährige, dem olympisches Gold in der aktiven Karriere stets verwehrt geblieben war. Gleirscher ist der erste Österreicher seit 50 Jahren, dem dies im Einsitzer gelang: 1968 triumphierte Manfred Schmid bei den Spielen von Grenoble.

Erfolgstag mit angeschlagenem Zahn beendet

Es war deutlich nach zwei Uhr früh Ortszeit, als David Gleirscher zumindest den letzten offiziellen Teil seines Erfolgstages beenden konnte. „Es läuft alles noch immer wie ein Film ab bisher“, gestand der Rodler, bei dem wegen der wilden Feier zuvor auf der Bühne des Österreich-Hauses auch ein Zahn etwas Schaden genommen hatte. „Es war die Champagnerflasche, aber heute nehme ich das hin.“

Was den Tiroler besonders ehrte: Bundespräsident Alexander van der Bellen war einer der ersten Gratulanten. „Es ist insgesamt cool, was da daheim abläuft mit der ganzen Familie. Und der Bua, der Leon - sie alle haben zugeschaut.“

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Riesenjubel daheim im Stubaital

Familie und Freunde trafen sich am Sonntagnachmittag in Davids Elternhaus um die entscheidenden Läufe gemeinsam anzuschauen. Als klar war, dass David Gold geholt hat, war der Jubel grenzenlos.

Letztes Olympiaticket in Lillehammer gesichert

Der Polizist und Vater eines sieben Monate alten Sohnes namens Leon hatte sich erst am 21. Jänner beim Weltcup in Lillehammer als Sechster und Letzter das Ticket für Südkorea gesichert. Der 23-Jährige stammt aus einer Rodlerfamilie, Vater Gerhard Gleirscher ist Ex-Weltmeister und war dreimal Siebenter bei Olympia. Auch Davids Bruder Nico rodelt. Weshalb der Qualifikationsprozess für die Winterspiele wegen des familieninternen Wettstreits auch emotional eine Herausforderung war.

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