Neustift-Opfer spricht von „Klima der Gewalt“

Ein ehemaliger Schüler der Skihauptschule Neustift hat nach 40 Jahren sein Schweigen gebrochen und schilderte, wie er die Zeit im Internat erlebt hat. Weitere Opfer werden nach der Aussage von Nicola Werdenigg am Mittwochabend von der Staatsanwaltschaft befragt.

Von einem Klima der Gewalt und der besonderen Strenge des damaligen Heimleiters berichtete der ehemalige Internatsschüler in einem ORF-Interview. Beides sei Basis für sexuellen Missbrauch gewesen, so der Mann, der anonym bleiben will und Anfang der 70er Jahre an der Schule in Neutsift war. 40 Jahre lang habe er immer darauf gewartet, dass diese Bombe explodiert, so der Mann, daher würde er sich auch erst jetzt zu Wort melden.

Auch Sohn eines Funktionärs war Opfer

Der Betroffene schilderte einen Vorfall im Zuge einer Massage, bei dem er schließlich die Flucht ergriffen habe. Andere hätte es schlimmer erwischt.

Ins Rollen gebracht hätte den Fall damals ein Sportfunktionär, dessen Sohn offenbar ebenfalls Opfer des Heimleiters geworden war. Der Heimleiter hätte daraufhin gehen müssen, publik wurden die Vorkommnisse aber dennoch nie, weil alle geschwiegen hätten, auch er selbst, so der ehemalige Schüler im Ö1-Interview.

Ein Opfer spricht - Ö1-Beitrag von Bernt Koschuh:

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

Der ehemalige Heimleiter hatte gegenüber dem „Standard“ von Vorverurteilungen und falschen Vorwürfen gesprochen. Er war am Mittwoch nicht für eine Stellungnahme erreichbar - mehr dazu in Neustifter Ex-Heimleiter lebt in Vorarlberg.

Nach Werdenigg-Befragung weitere Ermittlungen

Vier Stunden lang wurde Nikola Werdenigg am Mittwochabend zu den von ihr geäußerten Missbrauchsvorwürfen befragt. Sie sei umfassend auf die Ereignisse eingegangen, für sie sei das Gespräch sehr konstruktiv und gut verlaufen, erklärte Werdenigg danach - mehr dazu in Werdenigg wurde vier Stunden befragt.

Zum Inhalt der Einvernahme will die Staatsanwaltschaft zum Schutz der Betroffenen nichts sagen, erklärt Staatsanwalt Hansjörg Mayr. Jedes Opfer könne sich darauf verlassen, dass Informationen diskret behandelt und Vernehmungsergebnisse seitens der Staatsanwaltschaft nicht medial kommentiert oder kommuniziert werden. Ein genauer Zeitplan stehe derzeit nicht fest, die weiteren Ermittlungen würden aber sicher mehrere Wochen dauern, ist sich Mayr sicher.

Die Arbeit der Staatsanwaltschaft steht damit am Beginn. In den kommenden Tagen soll auch eine Kommission des Landes mit der Aufarbeitung und der Prüfung von Vorwürfen und gemeldeten Fällen beginnen - mehr dazu in Suspendierter Pädagoge ist höherer Beamter.