Alltagsrassismus deutlich gestiegen

2016 sind in Tirol dreimal so viele als rassistisch eingestufte Vorfälle dokumentiert worden wie im Jahr zuvor. Der Großteil der Fälle kommt aus der medialen Berichterstattung, der Arbeitswelt und den sogenannten sozialen Medien.

Bereits zum dritten Mal hat die Tiroler Gesellschaft für rassismuskritische Arbeit (TIGRA) den Tiroler Rassismusbericht veröffentlicht, in dem als rassistisch klassifizierte Vorfälle dokumentiert werden. 665 Vorfälle wurden gemeldet bzw. dokumentiert. Seit Frühjahr letzten Jahres verfügt TIGRA über ein eigenes Dokumentationsteam, das vor allem die sogenannten sozialen Medien auf rassistische Inhalte durchleuchtet.

Ehrenkodex werde nicht beachtet

Die meisten Beobachtungen bzw. Meldungen gab es aus dem Bereich der medialen Berichterstattung. Hier würden sich immer noch viele Journalisten nicht an Grundsatz 7 des Ehrenkodex für die österreichische Presse halten, wonach Pauschalverdächtigungen und Pauschalverunglimpfungen von Personen und Personengruppen unter allen Umständen zu vermeiden sind. Trotzdem würde regelmäßig diskriminierend und pauschalisierend berichtet.

Betroffene fürchten Konsequenzen

Zahlreiche Meldungen gab es auch aus dem Bereich der Arbeitswelt, etwa aus Bewerbungsgesprächen. Hier würden die Betroffenen vielfach aber davon absehen, weitere Schritte einzuleiten, da sie negative Auswirkungen auf ihr künftiges Berufsleben befürchten.

Auch Behörden seien nicht vor rassistischen Vorfällen gefeit, so habe etwa eine Stadtgemeinde ihre Bürger ersucht, Rücksprache mit dem Wohnungsamt zu halten bevor sie ihre Wohnung „an auswärtige Personen“ vermieten. Aber auch rassistisch geprägte Alltagsvokabeln, wie etwa die auf Speisekarten in Tirol gefundene Bezeichnung „Mohr im Hemd“ fanden Eingang in den Bericht.

TIGRA bietet Schulungen an

Um die Bevölkerung in Hinblick auf Rassismus aufzuklären und zu sensibilisieren, bietet TIGRA Workshops und Schulungen an. Wichtig für die Dokumentationsarbeit seien auch Meldungen von Betroffenen oder Zeugen. Denn durch den alltäglichen Rassismus werde den Betroffenen der Zugang zu existenziellen Bedürfnissen wie Arbeit, Wohnraum oder bestimmten Dienstleistungen beschränkt oder sogar versperrt, so TIGRA.

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