Unterland: Hochwasserschutz in Planung

Zehn Jahre nach dem Hochwasser im Unterland wartet die Bevölkerung weiter auf Schutzbauten. Jetzt legte das Land erste Pläne vor. Es sollen Mauern, Retentionsräume und Dämme zwischen Kramsach und Angath errichtet werden. Baubeginn ist 2018.

"Wir wollen jene Siedlungs- und Gewerbegebiete, die laut Gefahrenzonenplänen in der roten und gelben Zone liegen, wieder zu Flächen mit geringer Hochwassergefährdung machen“, so Katastrophenschutz- und Wasserwirtschaftsreferent LHStv Josef Geisler (ÖVP).

Mauern und Dämme seien klassische Bauwerke, um die dahinterliegenden Gebiete vor Hochwasser zu schützen. Ohne entsprechende Ausgleichsmaßnahmen würde das Hochwasser aber stärker an die flussabwärts liegenden Gemeinden weitergeschickt. „Deshalb brauchen wir neben diesen Maßnahmen auch Gebiete, in denen wir zusätzlich Wasser ‚parken‘ können“, so Geisler.

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Land Tirol

Der aktuelle Gefahrenzonenplan

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Geplante Retentionsräume

Noch keine Gespräche mit Grundeigentümern

Im Jänner 2016 vergeben Land und Bund den Auftrag für die Detailplanung der Schutzmaßnahmen. Zusätzlich zu den Schutzbauten sollen bestehende Überflutungsgebiete durch technische Maßnahmen wie Einleitungsbauwerke künftig mehr Wasser aufnehmen können und so zu „optimierten Retentionsräumen“ werden, heißt es in einer Aussendung des Landes.

„Wir leiten kein Wasser in Gebiete, die nicht jetzt schon Überflutungsgebiete sind“, meinte Geisler. Der Auftrag an die Planer ist außerdem, die optimierten Retentionsräume so zu planen, dass möglichst wenige Einzelobjekte betroffen sind. „Und wenn ein Haus oder Hof betroffen ist, so wird dort selbstverständlich ein entsprechenden Schutz oder die Möglichkeit auszusiedeln vorgesehen.“ Vertiefende Gespräche mit den betroffenen GrundeigentümerInnen habe man noch keine geführt, weil die Rahmenbedingungen und die Grenzen der künftigen optimierten Retentionsräume noch nicht klar sind.

Retentionsräume in Kramsach, Kundl, Angath

Im Raum Kramsach/Brixlegg bis Angath gehen die Zuständigen mit insgesamt drei optimierten Retentionsräumen in die Detailplanung: dem Retentionsraum Kramsach Voldöpp, dem Retentionsraum Kundl/Radfeld und dem Retentionsraum Angath. Alle drei Gebiete werden bei einem Hochwasser bereits heute überflutet. „Unser Ziel ist es, dass diese Gebiete künftig mehr Wasser aufnehmen können, um eine Abflussverschärfung durch die Hochwasserschutzmaßnahmen zu vermeiden“, erläuterte Markus Federspiel, Leiter der Schutzwasserwirtschaft im Land Tirol.

Bei einem hundertjährlichen Hochwasser nimmt der bestehende Retentionsraum Kundl/Radfeld derzeit 3,1 Millionen Kubikmeter Wasser auf, in Kramsach Voldöpp sind es 1,8 Millionen und in Angath 0,5 Millionen Kubikmeter, so das Land. „Damit im Falle eines hundertjährlichen Hochwassers keine Siedlungs- und Gewerbegebiete mehr überschwemmt werden, müssen wir rund 4,6 Millionen Kubikmeter Wasser zusätzlich kontrolliert in diese Gebiete ableiten“, so Federspiel. Wo und wie genau das passieren soll, werde nun im Rahmen der Detailplanung fixiert.

Der Hochwasserschutz ist eigentlich Aufgabe der Gemeinde. „Weil im Unterinntal nur ein gemeindeübergreifender Hochwasserschutz realisierbar ist, leistet das Land weitreichende Vorarbeiten. Für die Umsetzung der Schutzprojekte brauchen wir aber die Gemeinden“, verwies LHStv. Geisler auf die Notwendigkeit eines Wasserverbands.

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Entlang des Inns zwischen Brixlegg und Wörgl sollen die Siedlungsgebiete wieder sicher gemacht werden

Wünsche können noch berücksichtigt werden

Ende 2017 will man von Landesseite mit dem Detailprojekt fertig sein. Dann sind die Gemeinden am Zug. Bis zu 85 Prozent der Kosten für die Schutzmaßnahmen übernimmt der Bund, der Rest ist von den Gemeinden aufzubringen. Klar ist für Geisler auch, dass es für die Grundeigentümer jener Überflutungsgebiete, die künftig kontrolliert zusätzliches Wasser aufnehmen und als optimierte Retentionsräume dienen, eine Entschädigung geben muss. Doch auch dies sei letztlich Sache der Gemeinden im Wasserverband.

Im Rahmen von Planungstreffs wurden die Gemeindevertreter bislang zu vier Besprechungsrunden zum Thema „Hochwasserschutz – gemeinsam geht’s“ eingeladen. Jetzt sind die Gemeinden aufgerufen, die Randbedingungen für die Planung mit dem Land abzustimmen. Das kann ein Radweg oder ein Naherholungsgebiet ebenso sein wie ein künftiges Siedlungs- oder Gewerbegebiet. „Wir werden uns bemühen, alle Wünsche die umsetzbar und finanzierbar sind, auch zu berücksichtigen“, versprach Geisler.