Tiroler erstellt Stammbaum der Plattwürmer

Einem Tiroler ist es gemeinsam mit einem Wissenschaftlerteam gelungen, den Stammbaum der Plattwürmer zu erstellen und die Verwandtschaftsbeziehungen unter den Würmern zu klären. Da viele Plattwürmer Parasiten sind, könnten die Erkenntnisse auch wirtschaftlich relevant sein.

Plattwürmer findet man im Meer, am Strand und hierzulande auch in Auen oder Mooren. Die meisten Plattwürmer leben aber als Parasiten und können auch den Menschen befallen. Ein Beispiel für diese parasitischen Plattwürmer sind die Bandwürmer.

Dreijähriger Forschungsaufenthalt in London

Der Innsbrucker Zoologe Bernhard Egger hat bei seinem dreijährigen Forschungsaufenthalt am University College in London vor allem den Tiger-Plattwurm untersucht. Dieser Plattwurm lebt frei im Meer, ist besonders farbenprächtig und kann mehrere Zentimeter Länge erreichen. Für ein besseres Verständnis der Evolutionsbiologie dieser Tiere zog er Vergleiche mit anderen Arten, da die Verwandtschaftsverhältnisse unter den Plattwürmern bis dahin laut seinen Angaben keineswegs geklärt waren.

Tiger-Plattwurm

Kate Rawlinson

Der Tiger-Plattwurm lebt im Meer und zählt wie alle freilebenden Plattwürmer zur Klasse der Strudelwürmer

Das liegt auch daran, dass sich viele Arten sehr ähnlich sind, was Vergleiche erschwert. Gemeinsam mit seinen Kollegen analysierte Egger die Gene von 27 Plattwurm-Arten. Die Wissenschaftler bestimmten fast 1.400 Gene dieser Tiere, von denen Egger einige auch in Tirol gesammelt hatte.

Mit der statistischen Auswertung dieser Daten habe man den Stammbaum und die Verwandtschaftsverhältnisse innerhalb der Plattwürmer neu bestimmen können, sagt Egger. Dabei habe es auch Überraschungen gegeben. Bisher sei umstritten gewesen, welcher freilebende Plattwurm am nächsten mit den parasitischen Würmern verwandt ist. Nach jetzigem Wissensstand sei die nur aus einer Art bestehende Gruppe der Bothrioplanida eine Schwestergruppe der Parasiten.

Besseres Verständnis der Parasiten

Den parasitären Lebensstil haben die Würmer erst im Laufe der Evolution entwickelt. Diese Erkenntnisse seien auch wichtig für ein besseres Verständnis des Parasitismus, was etwa in der Nutztierhaltung von großer wirtschaftlicher Bedeutung sein könnte.

Tiger-Plattwurm

Lena Egger

Der Tiger-Plattwurm, eine besonders prächtige, freilebende Spezies mit mehreren Zentimetern Länge

Sex könnte der Regenerationsfähigkeit schaden

Nach seinem Aufenthalt in London bleibt Bernhard Egger den Plattwürmern treu. Jetzt untersucht er an der Universität Innsbruck als Leiter der Arbeitsgruppe Regeneration die sehr unterschiedliche Regenerationsfähigkeit von Plattwürmern, einige könnten den hinteren Teil nachwachsen lassen, andere hingegen könnten sogar ihren Kopf ersetzen. Es gebe Hinweise, dass die unterschiedliche Regenerationsfähigkeit mit der Art der Fortpflanzung zummenhänge, sagt Egger. Sich asexuell vermehrende Tiere hätten oft eine hohe Regenerationsfähigkeit, während diese bei sich sexuell fortpflanzenden Würmern oft verlorengehe.