Jung-Juristen proben den Ernstfall

Angehende Juristen aus ganz Österreich sind diese Woche in Innsbruck zusammengekommen und haben in fiktiven Verhandlungen gelernt, wie es im richtigen Leben am Gericht zugeht. Ziel bei diesen „Prozess-Spielen“ ist es, den Studierenden einen Einblick in die Praxis zu geben.

Moot Courts sind simulierte Gerichtsverhandlungen, in der Jusstudierende als Vertreter fiktiver Prozessparteien einen Fall vor einem ebenso fiktiven aber professionell besetzten Gericht verhandeln. Die Idee dazu stammt aus den USA.

Die Atmosphäre ähnelt jener in einem echten Gerichtssaal. Als der Moot Court-Richtersenat den Saal betritt, erhebt sich das Publikum von den Sesseln. Alles wartet stehend auf die Verkündung der Senats-Entscheidung. Doch es ist kein Gericht, sondern ein Saal in der Theologischen Fakultät der Uni Innsbruck, in dem das Bundesfinale des Moot Court aus Zivilrecht über die Bühne geht. Teams von fünf Jus-Fakultäten Österreichs sind an diesem Vormittag gegeneinander angetreten. Sie mussten sich in fiktiven Gerichtsverhandlungen fachlich und rhetorisch messen. In der Vorbereitung wurden sie von Anwälten betreut.

„Es ergeben sich neue Perspektiven“

Teil des Innsbrucker Teams ist Matthias Knoll, er ist Jus-Student im sechsten Semester: „Die Uni ist doch sehr theoretisch und der Moot Court ist eine gute Möglichkeit, in die Praxis reinzuschnuppern.“ Beim Moot Court sammeln die Studenten praktische Erfahrungen, knüpfen Kontakte und es ergeben sich neue Perspektiven, erzählt Joseph Moser aus Innsbruck, der im achten Semester Jus studiert: „Diese Verhandlungen haben mir gezeigt, dass es doch einen Reiz hat, Rechtsanwalt zu werden.“

Moot Courts gibt es mittlerweile in verschiedenen Bereichen der Rechtswissenschaft. Den Studierenden sollen Einblicke in die berufliche Praxis gegeben werden, schildert Bernhard Eccher, Dekan der Rechtswissenschaftlichen Fakultät: „Es ist ein großer Vorteil, wenn man diese Zusatzfähigkeiten wie Rhetorik oder Ausfertigung von Schriftsätzen lernt. Der praktische Vorteil ist, dass man Kontakte knüpft.“

Wiener siegten im Bundesfinale

Welche Bedeutung die Moot Courts mittlerweile haben, zeigt auch die Besetzung des Moot-Court-Richtersenates: Über die fiktiven Fälle der Studierenden entschieden diesmal Matthias Neumayr, Richter am Obersten Gerichtshof, Christian Winder, Vizepräsident der Tiroler Rechtsanwaltskammer und eben Dekan Eccher. Der Sieg im Bundesfinale ging dieses Jahr an ein Team aus Wien.

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