Moody’s stuft Hypo Tirol herab

Die Zurücksetzung der Hypo-Landesbank durch die Ratingagentur Moody‘s um drei Stufen hat am Freitag für Diskussionen gesorgt. Während die Bank von der Abwertung nicht überrascht ist, befürchtet die Opposition weiteren Geldbedarf für die Hypo.

Die US-Ratingagentur Moody’s hat die Hypo Tirol - wie schon vor etwa einem Jahr in Aussicht gestellt - herabgestuft. Die Neubewertung der Finanzstärke (BFSR) wurde von „D“ auf „E+“ gesenkt. Schlechter als „E“ kann die Bewertung nicht ausfallen.

European Medium Term Note

Die European Medium Term Note (EMTN) ist ein „Korb“ mittelfristiger Schuldverschreibungen. Im Rahmen eines EMTN-Programms, einer Art Rahmenvertrag zwischen Unternehmen und den Händlern von Schuldverschreibungen (meist Banken), wird Unternehmen die Emission von Wertpapieren auf dem europäischen und asiatischen Kapitalmarkt zur flexiblen Beschaffung von Fremdkapital innerhalb kürzester Zeit ermöglicht. Laufzeiten, Währung und auch die Konstruktion der einzelnen Programme können erheblich variieren. Möglich sind hier - laut Wikipedia - sowohl Standardanleihen als auch „Floater“ mit variablem Zinsanteil.

Die langfristige Bewertung der Einlagen und Verbindlichkeiten wurde von „A2“ auf „Baa2“ zurückgenommen, das Kurzfristrating wurde von „Prime-1“ auf „Prime-2“ gesenkt. Weiters wurde das Rating für das nachrangige MTN-Programm (Medium Term Note) von „(P)A3“ auf „(P)B2“ gesenkt. Alle Ratings sind mit einem negativen Ausblick versehen.

Die Bank sei nach wie vor mit der Herausforderung beschäftigt, ihr Risikoprofil wiederherzustellen, das Institut sei auch nach wie vor anfällig für das ungünstiger werdende wirtschaftliche Umfeld, begründete Moody’s die Abstufungen im Generellen.

Genehmigung der EU-Kommission

Die Neubewertung der Bank wurde vor einem Jahr durch den 125 Millionen Euro hohen Wertberichtigungsbedarf der Hypo bei ihrer Italien-Tochter ausgelöst, der in einem 220 Millionen Euro umfasssenden Kapitalzuschuss durch das Land Tirol mündete. Im Oktober genehmigte die EU-Kommission diese Hilfe unter Auflagen. Insgesamt hat die Bank bereits 58,8 Millionen Euro Partizipationskapital eingezogen.

Einstellung der Vergabeaktivitäten

Die mit der EU-Kommission vereinbarte wichtigste Auflage ist aber die verpflichtende Reduzierung der Bilanzsumme auf acht Milliarden Euro bis zum Jahr 2015. 2012 wird diese von 13,5 auf rund zehn Milliarden Euro schrumpfen. Daneben müssen die Vergabeaktiviäten in Deutschland und Italien - ausgenommen Südtirol - eingestellt werden.

Nach der erfolgten Restrukturierung werde die Hypo mit einem sehr verkleinerten regionalen Auftritt auskommen müssen, so Moody’s. Das Potenzial für ausreichende künftige Erträge werde sehr gering sein. Durch die Kapitalzufuhr werde die Hypo per Jahresende über eine Kernkapitalquote von 9,6 Prozent verfügen nach 6,1 Prozent per Ende 2011.

Moody´s schließt weitere Kapitalhilfe nicht aus

Für 2016 und 2017, wenn die meisten garantierten Verbindlichkeiten abreifen, erwartet die Ratingagentur ein großes Finanzierungsloch. Unter Zugrundelegung einer schwachen Ertragskraft schließt Moody’s mittelfristig deshalb eine weitere Kapitalhilfe von außen nicht aus.

Markus Jochum, Hypo Tirol Bank

APA

Hypo-Vorstandsvorsitzender Markus Jochum sagt, es gebe keine spürbaren Folgen für die Kunden.

Bank von Abstufung nicht überrascht

Die Hypo Tirol erklärte in einer ersten Reaktion Freitagfrüh, man habe die neue Bewertung aufgrund der bereits erfolgten Herabstufung anderer Banken schon erwartet. Der erarbeitete Umstrukturierungsplan stellt laut EU-Kommission sicher, dass die Bank langfristig rentabel wirtschaften kann. Die Konzentration auf den Kernmarkt Tirol birgt laut Moody´s das Risiko eines starken Wettbewerbs auf einem engen Markt. Dazu komme, dass Moody’s die Eigentümerschaft der Länder bei den Landesbanken seit kurzem generell niedriger bewertet als bisher.

Keine spürbaren Folgen für Kunden

Auf die Kunden der Bank habe die Herabstufung keine Auswirkungen, so Vorstandsvorsitzender Markus Jochum. Zudem sei die Hypo Tirol „heute bereits eine völlig andere als zu der Zeit, in welche die Gründe für die Herabstufung fallen“, sagte Jochum gegenüber ORF Radio Tirol.

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

Eine Bestätigung des eingeschlagenen Weges sei, dass Moody’s mittelfristig sowohl die Liquidität als auch die Refinanzierung der Hypo Tirol als gesichert ansehe, so Jochum. Außerdem werde sowohl von Moody’s als auch von Brüssel positiv bewertet, dass sich die Hypo nunmehr auf Klein- und Mittelbetriebe konzentriere und keine Großfinanzierungen mehr eingehe.

Grüne wollen Moody’s-Analysten laden

Die Tiroler Grünen sagten in einer ersten Reaktion, problematisch sei vor allem der negative Ausblick, dass die Landesbank spätestens 2016 wieder frisches Geld vom Land benötige. „Dass sich mit dem schlechteren Rating die Refinanzierungsbedingungen der Landesbank verschlechtern können, ist darüber hinaus tragisch“, so der grüne Abgeordnete Gebi Mair. „Und ich will die Analysten von Moody’s in den Finanzkontrollausschuss laden. Sie sollen uns ein schonungslos offenes Bild davon geben, wie es um die Bank wirklich steht“, so der Abgeordnete.

Liste Fritz befürchtet weiteren Geldbedarf

Auch die Liste Fritz - Bürgerforum Tirol kritisierte den Umstand, dass die Landeshypo ab 2016 neuerlich „frisches Geld der Steuerzahler“ benötigen werde. Die Liste Fritz habe erstmals im November 2008 auf die riskanten Veranlagungen und die Probleme hingewiesen. Entsprechende Prüfanträge im Landtag seien von ÖVP und SPÖ aber abgelehnt worden. Bis heute sei der tatsächliche Zustand der Landesbank nicht transparent, so Fritz Dinkhauser und Klubobmann Bernhard Ernst.

ÖVP rechtfertigt Gebarung der Landesbank

Sofort nach Bekanntwerden der Probleme im Italien-Geschäft habe man reagiert, hieß es am Freitag von der ÖVP, den gesamten Vorstand ausgewechselt und vom Eigentümer Land Tirol eine Rückbesinnung auf den Kernmarkt Tirol und die Europaregion eingefordert. Die jetzt durchgeführte Herabstufung sei im Lichte anderer Bankenbewertungen erwartet worden, so Klubobmann Josef Geisler. Die Konzentration auf Klein- und Mittelbetriebe und der Ausstieg aus Großfinanzierungen würden von Moody’s und der EU-Kommission positiv gesehen.

FPÖ: „Falscher Zeitpunkt für Verkaufsdebatte“

Angesichts der Moody’s-Abwertung sei die Finanzspritze des Landes für die Hypo der richtige Schritt gewesen. "Eine Bank verkauft man – wenn überhaupt – nur, wenn diese gut dasteht. Es wäre der falsche Moment, eine neuerliche Diskussion über den Verkauf der Hypo anzufachen“, erklärte Landesparteiobmann und Landtagsklubobmann Gerald Hauser. Er fordert, dass „alle Verantwortlichen für das Bankendesaster sowohl strafrechtlich als auch zivilrechtlich zur Verantwortung gezogen werden müssen.“

SPÖ fürchtet noch „Leichen im Keller“

Das von Moody’s angekündigte Finanzierungsloch 2016 gebe für die SPÖ Anlass zur Befürchtung, dass nicht alle Karten auf den Tisch gelegt wurden, erklärte SPÖ-Landtagsabgeordneter Klaus Gasteiger. Landeshauptmann Günther Platter, Aufsichtsratsvorsitzender Wilfried Stauder und der Hypovorstand hätten zugesagt, dass die Bank nach fünf Jahren wieder eine ordentliche Dividende an das Land ausschütten werde, kritisierte Gasteiger, der die Einberufung des Finanzkontrollausschusses forderte.

Links: