Vater von getötetem Mädchen „ausgebrochen“

Der Vater, der am 11. Mai in Wien-Döbling erstochenen Siebenjährigen, der zuletzt im Bozner Gefängnis eine Haftstrafe wegen Schlepperei verbüßt hat, ist von einem genehmigten Freigang nicht zurückgekehrt.

Der 38-jährige Tschetschene, der in Wien ansässig war, wurde im Jahre 2015 bei Tarvis mit vier illegalen Flüchtlingen im Auto aufgegriffen. Er wurde wegen Schlepperei zu fünf Jahren und vier Monaten Gefängnis verurteilt. Einen Teil davon saß er in Udine ab, danach wurde er ins Bozner Gefängnis überstellt.

Keine Fluchtgefahr

Nach der Hälfte der Haftzeit hatte er bei guter Führung das Anrecht auf Freigänge. Nach Angaben von Staatsanwalt Markus Mayr wurden diese stets überwacht, er verbrachte die Zeit in einer Sozialgenossenschaft in Bozen, stets unter Aufsicht. Dort sei er auch über den Mord an seiner Tochter informiert worden, und hat mit Psychologen darüber Gespräche geführt. Danach ist er zunächst von einem Freigang ordnungsgemäß zurückgekehrt. Es hätte den Anschein erweckt, dass keine Fluchtgefahr bestand. Der Mann gab zu verstehen, dass er den Rest seiner Haft in Bozen absitzen möchte und wirkte auf die Betreuer gefasst, so Markus Mayr. Beim nächsten Freigang am 19. Juni ist der Gefangene dann am zweiten Tag aus der sozialen Einrichtung geflohen.

„An Blutrache nicht interessiert“

Indes fürchten die Familienmitglieder des mutmaßlichen Täters in Wien Rache. Ein 16-jähriger Tschetschene sitzt dort in U-Haft. Er soll das 7-jährige Mädchen erstochen und dann die Leiche im Müll entsorgt haben

Gefängnis

ORF

Das Bozner Gefängnis

Es gibt allerdings keine Hinweise, dass der Vater des getöteten Mädchens nach Österreich geflüchtet ist. Vermutlich hat sich der gebürtige Tschetschene in seine Heimat abgesetzt, wo seine Tochter bestattet wurde. „Die Familie ist an Blutrache nicht interessiert, so der Rechtsvertreter der Familie Nikolaus Rast. "Sie distanziert sich davon. Sie leben nach den Regeln der österreichischen Rechtsordnung und gehen davon aus, dass die Strafverfolgung Aufgabe der Behörden ist“, betonte Rast.