Südtirol feilt an Regeln für Wolfsabschuss

Noch ist es nur ein Gesetzentwurf: Doch die Südtiroler Landesregierung will gemeinsam mit dem Trentino den Abschuss von Wölfen und anderen Raubtieren erlauben, zum Schutz der Berglandwirtschaft, wie es heißt.

Der Almsommer in Südtirol steht bevor, und der Wahlkampf für die Landtagswahl im Herbst ebenfalls: Für beide ist das Thema Wolf äußerst emotional.

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Wolf: Feindbild für viele und Wahlkampfthema

Seit im vergangenen Jahr von Wolf und Bär dutzende Schafe, aber auch Kälber und Fohlen gerissen wurden, sehen Bergbauern dringenden Handlungsbedarf. Das heißt aus ihrer Sicht eine Reduktion der Raubtiere, sprich Abschuss. Tierschützer hingegen kämpfen für den umfassenden Schutz von Wolf und Bär, die erst seit einigen Jahren in Südtirol und dem Trentino eingewandert bzw. angesiedelt worden sind.

Abschuss unter bestimmten Voraussetzungen

Galt der Abschuss bislang rechtlich als Tabu, weil die Tiere europaweit unter Schutz stehen, versucht es die Landesregierung jetzt doch: Landwirtschaftslandesrat Arnold Schuler (SVP) hat ein eigenes Landesgesetz „zum Schutz von Berglandwirtschaft und Bevölkerung“ ausgearbeitet. Denn nur für diesen Bereich ist das Land rechtlich zuständig.

In dem Entwurf ist vorgesehen, dass der Landeshauptmann die Entnahme oder den Abschuss von Großraubwild anordnen kann, wenn Berglandwirtschaft, die Artenvielfalt und die Bevölkerung von solchen Tieren bedroht werden

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Landwirtschaftslandesrat Arnold Schuler

Enge Abstimmung mit dem Trentino

Der Gesetzestext wurde in enger Zusammenarbeit mit dem Trentino erarbeitet. Die Landesregierung in Trient hat die Gesetzesvorlage für Maßnahmen zur Vorbeugung und Regelung von Wölfen und anderen Wildtieren schon am Montag zur Weitergabe an den Landtag abgesegnet.

Jagdverband begrüßt den Entwurf

Der Südtiroler Jagdverband wertet den Gesetzesentwurf als konsequente Entscheidung der Landesregierung, das Thema selbst anzugehen. Italien tue seit Jahren nichts, auch „wegen der überstarken Tierschützer-Lobby“, kritisiert Bendedikt Terzer, Jurist im Jagdverband. Auch wenn ein Abschuss in Zukunft erlaubt wäre, in der Praxis sei das schwierig, gibt Terzer zu bedenken. Wölfe sind sehr scheu und nachtaktiv und deshalb schwer zu stellen.

Als Beispiel nennt Terzer einen offensichtlich kranken räudigen Wolf, der zur Zeit im Raum Kastelruth unterwegs sei. Weil er wohl zu schwach zum Jagen sei, nähere er sich immer wieder Häusern, um sogar Katzenfutter aus im Freien stehenden Näpfen zu fressen. Sogar dieser Wolf wäre kaum zu erwischen, sagt Terzer.

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Schwer zu schießen: Scheu und nachtaktiv

Grüne zweifeln an Rechtsmäßigkeit

Die Grünen glauben, dass ein Südtiroler Gesetz zum Abschuss des Wolfes rechtlich nicht halten werde, da Südtirol nicht die Zuständigkeiten habe. Doch bis das Gesetz vom Kassationsgerichtshof gekippt werde, könnten „ein paar Wölfe geschossen werden“, und das könne sich die Landesregierung dann als ihre Meriten verbuchen lassen, sagt der Landtagsabgeordnete Hans Heiss gegenüber dem ORF.

Kontroversielle Debatte

Die Landesregierung hat am Dienstag den Gesetzentwurf von Landesrat Arnold Schuler gutgeheißen. Jetzt kommt er in den Landtag. Wann das Gesetz in Kraft treten könnte, ist noch nicht absehbar. Sicher ist, dass der Wolf ein Reizthema ist. Die Fronten zwischen Bauern und Tierschützern sind verhärtet, die Meinungsunterschiede zwischen Stadt und Land sind groß. Mit ihrem Gesetzentwurf kommt die Landesregierung Beschlussanträgen und emotionalen Debatten der Opposition zuvor. Offen ist, wer am Ende mit den Wölfen heulen, das heißt die Entscheidung zum möglichen Abschuss mittragen wird.

Ute Niederfriniger, tirol.orf.at