Auch Polizei-Heli kann in Zukunft kosten

Bergungen von Skifahrern und Bergsteigern durch Polizeihubschrauber können in Zukunft unter Umständen ebenfalls kostenpflichtig sein. Wer sich grob fahrlässig in Gefahr bringt, riskiert eine saftige Rechnung.

Der Leiter der Flugpolizei im Innenministerium, Werner Senn, weiß von einigen Fällen, in denen sich Bergsteiger, die nicht wirklich in Gefahr waren, von einem Hubschrauber holen ließen. So hätten etwa in Salzburg Bergsteiger im Gipfelbuch vermerkt, dass sie sich nun vom Hubschrauber holen lassen. Ein Innsbrucker ließ sich in den letzten drei Jahren bereits sechs Mal von einem Hubschrauber aus den Bergen holen - mehr dazu in Zum sechsten Mal aus Bergnot gerettet.

Polizeihubschrauber auf Suchflug im winterlichen Gebirge

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Bisher sind Flüge mit dem Polizeihubschrauber für die zu Bergenden gratis

Flug- und Bergretter der Polizei sind nach dem Sicherheitspolizeigesetz zur Hilfeleistung verpflichtet. Bis dato wurden Betroffene nicht zur Kasse gebeten. Österreichweit kommt es jährlich zu rund 400 Alpinbergungen durch Hubschrauber des Innenministeriums, sagt Senn. In Tirol seien es etwa 150 bis 180. Für ein Viertel bis zu einem Drittel dieser Flüge könnte es in Zukunft eine Rechnung geben.

Entschieden wird im Einzelfall

Man müsse jetzt aber nicht aus Furcht vor einer Rechnung darauf verzichten, einen Notruf abzusetzen, so Senn. Ob ein Einsatz unbegründet ist, werde im Einzelfall entschieden. Beispielsweise sei das der Fall, wenn eindeutige Warn- oder Gefahrenhinweise missachtet wurden. Das zugrunde liegende Gesetz wurde vom Parlament Ende April beschlossen und könnte noch im ersten Halbjahr 2018 in Kraft treten. Sportler, die über eine Bergeversicherung verfügen, können die Rechnung an ihren Versicherer weiterleiten. Dann liegt die Entscheidung bei der Versicherungsgesellschaft.

Immer mehr Alpineinsätze in Tirol

Dass die Flug- und Bergrettung immer öfter zu Einsätzen im alpinen Gelände gerufen wird, zeigt auch die aktuelle Einsatzstatistik der Leitstelle Tirol, welche die Einsätze aller Institutionen berücksichtigt: Allein im aktuellen Jahr gab es bereits 7.000 Einsätze, das sind mehr Einsätze als im gesamten Jahr 2010. Im Jahr 2017 wurde 9.700 Mal ein Notarzthubschrauber gerufen, was ein Anstieg von vier Prozent gegenüber dem Jahr 2016 ist. Rund jeder zehnte Notruf kam jedoch nicht aus Tirol, sondern aus dem Tiroler Umland, vorwiegend aus Bayern und Kärnten.

Ein Einsatz kostet rund 3.500 Euro

Ein großer Teil der Anrufe kommt aus den Bergen. Deshalb sind in Tirol auch weit mehr Hubschrauber stationiert als in den restlichen Bundesländern. 16 Stück sind es im Winter, im Sommer zehn. In allen Bundesländern zusammen sind etwa 23 Hubschrauber stationiert. Die Kosten variieren je nach Ausmaß und involvierten Einsatzkräften. Für die Flugrettung der Polizei wird ein Minutenpreis von 53 Euro fällig. Laut dem ÖAMTC kostet ein Hubschraubereinsatz rund 3.500 Euro.