Betont sachliches Werben um Wähler

Drei Tage vor der Bürgermeister-Stichwahl in Innsbruck sind Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer (FI) und ihr Herausforderer Georg Willi (Grüne) in Radio Tirol aufeinander getroffen. Der lange Wahlkampf hinterließ Spuren.

Betont sachlich und auch schon ein wenig müde zeigten sich die Bürgermeisterin und ihr Herausforderer live im Radio Tirol-Studio bei Moderator Michael Irsperger. 104.000 Wähler gilt es bis Sonntag zu überzeugen. Das ist keine leichte Aufgabe, denn nur gut die Hälfte davon gab vor zwei Wochen im ersten Wahldurchgang ihre Stimme ab.

Umgang mit FPÖ wahlentscheidend?

Die FPÖ hat das Rennen um den Bürgermeistersessel vor zwei Wochen bereits verloren, trotzdem ist der Umgang mit der FPÖ auch vor der Stichwahl immer wieder Thema. 10.000 Innsbrucker haben den Bürgermeisterkandidaten der FPÖ, Rudi Federspiel, im ersten Wahldurchgang gewählt. Diese Wähler seien hin- und hergerissen, wen sie am Sonntag wählen sollen, ist ein Vizebürgermeister Rudi Federspiel möglich, fragte da etwa ein Anrufer.

Christine Oppitz-Plörer und Georg Willi im Radio Tirol Studio

ORF/Hermann Hammer

Christine Oppitz-Plörer und Georg Willi im Studio

TV-Tipp

Oppitz-Plörer und Willi treffen am Abend in „Tirol heute“ aufeinander. 3.5.2018, 19:00 Uhr, ORF 2

Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer wollte sich hier nicht festlegen. Sie habe mit allen Fraktionen Gespräche geführt und versuche mit allen Schnittmengen zu finden. Ideologie bedürfe es in der Stadtpolitik nicht in allen Breichen, Politik sei auch Dienstleistung, deswegen sei die Zusammenarbeit hier wichtiger. Die Wahl des Vizebürgermeisters erfolge aber schlussendlich durch den Gemeinderat. Ausschließen wolle sie einen Vizebürgermeister Rudi Federspiel aber nicht.

Anders sah das Georg Willi: Rudi Federspiel als Vizebürgermeister komme für ihn nicht in Frage. Zwischen der FPÖ und den Grünen liege der „Grand Canyon“, zitierte er Federspiel. Im Stadtsenat brauche es auch eine starke Kontrolle, die solle Federspiel mit der FPÖ übernehmen, wenn es nach Willi geht. Wählbar sein wolle er für alle, eine Zusammenarbeit sieht er aber vorwiegend mit anderen Parteien.

Mehr Straßenbahnen?

Auch beim Ausbau des öffentlichen Straßenverkehrs unterscheiden sich die beiden Kandidaten stark. Willi tritt für den weiteren Ausbau der Straßenbahn ein. Die Stadt wachse, und man müsse jetzt daran arbeiten, wenn man in einigen Jahren nicht in Staus ersticken wolle. Unter Herwig Van Staa etwa sei die Straßenbahnlinie beschlossen werden, die jetzt langsam fertig werde, hier dürfe man den Anschluss nicht versäumen. Finanzieren will er das auch mit Geld des Bundes. Auch in Radwege will Willi investieren, Innsbruck sei als kompakte Stadt mit kurzen Wegen ideal, um Wege auf dem Fahrrad zurückzulegen.

Innsbruck

ORF

Bauarbeiten um eine neue Straßenbahnlinie ärgern derzeit Anrainer in Innsbruck

Gegen neue Straßenbahnbaustellen ist Bürgermeisterin Oppitz-Plörer. Man habe in den letzten Jahren viel gebaut und den Innsbruckern damit auch viel zugemutet, jetzt brauche man Luft zum Atmen, in diesem Tempo könne man nicht weiterbauen, erklärte die Bürgermeisterin auf Nachfrage einer Innsbrucker Zuhörerin.

Gretchenfrage leistbares Wohnen

Typisch für Innsbruck sind nicht nur die Berge, sondern auch hohe Wohnpreise. Wie kann wohnen leistbarer werden, ist damit für viele Innsbrucker ein zentrales Thema im Wahlkampf. Willi möchte hier eine Offensive für leistbares Wohnen starten. Wohnungen müssten gebaut werden, und sie müssten verdichtet gebaut werden, so der Kandidat der Grünen. Den Zuzug in die Stadt müsse man anpacken, man dürfe ihn nicht ignorieren, zeigte sich Willi überzeugt.

Innsbruck

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Wohnraum in Innsbruck ist begrenzt, dementsprechend hoch sind die Wohnpreise

Oppitz-Plörer betonte, in den letzten Jahren habe man 2.000 Wohnungen gebaut oder zumindest geplant. Notwendig sei aber künftig besonders auch der Ausbau der Wohnheime für Studenten, diese müsse man aber auch mitreden lassen. Zudem könne sie sich vorstellen, gegen das Problem der leerstehenden Wohnungen vorzugehen, indem die Stadt Wohnungen anmiete und mit Abschlag weitervermiete. So könnten die Ängste vieler Vermieter zerschlagen werden.