Aus dem Labor zum Krankenbett

Wie Ergebnisse medizinischer Laborarbeit möglichst schnell zu den Patienten kommen, ist eines der Themen, mit denen sich ein Kongress nächste Woche in Innsbruck beschäftigt. Am Donnerstag wurde der Fall von Alejna vorgestellt.

Alejna ist eine junge Frau aus Osttirol, die an einer seltenen Form von Lupus, dem „Systemischen Lupus“, leidet. Dies ist eine der „Seltenen Erkrankungen“, die rheumatische, chronische Entzündungen des Bindegewebes und mehrerer Organsysteme zur Folge hat.

Seltene Erkrankung

Diese Krankheit tritt bei einem von 4.000 Kindern auf. An der Klinik werden derzeit zwölf Patienten mit der Krankheit Lupus behandelt, so Brunner.

Diese Krankheit entwickle sich langsam – oft verbunden mit Vorboten, die wie eine Grippe aussehen. Die Körpertemperatur sei erhöht, die Patienten würden sich unwohl fühlen, Übelkeit und Lichtempfindlichkeit verspüren, auch Gelenksbeschwerden seien typisch für diese Krankheit, erläuterte Jürgen Brunner, geschäftsführender Oberarzt an der Innsbrucker Kinderklinik.

Zweimal beinahe an Krankheit gestorben

Alejna wandte sich im Jahr 2012 an die Ärzte der Innsbrucker Klinik. Zunächst war die Krankheit bei Alejna unter Kontrolle, doch dann verschlechterte sich ihr Zustand so sehr, dass sie zweimal beinahe an dieser Krankheit starb. Ihre Niere und der Darm waren betroffen. "Wir standen damals mit dem Rücken zur Wand und mussten uns etwas einfallen lassen“, gab Brunner offen zu.

Doris Wilflingseder (Sektion für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie), Patientin Alejna und Jürgen Brunner (Geschäftsführender Oberarzt Kinderklinik)

tirol kliniken/Ainetter

Doris Wilflingseder (Sektion für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie), Patientin Alejna und Jürgen Brunner (Geschäftsführender Oberarzt Kinderklinik)

Angeborene Verteidigungslinie im Körper

Allgemein bekannt ist, dass unser Immunsystem erst lernen muss, wie es Krankheitserreger bekämpfen kann. Weniger bekannt ist, dass es noch ein „zweites“ Immunsystem der Menschen gibt. Alle Menschen haben von Geburt an ein sogenanntes Komplementsystem. Es ist Teil des angeborenen Immunsystems, das sofort ab der Geburt einsatzbereit ist. Es bekämpft eindringende Krankheitserreger sofort und zerstört sie im Idealfall. Wenn es das nicht schafft, markiert es diese Erreger, damit andere Verteidigungsmechanismen des Körpers diese gezielt angreifen können.

Dieses Komplementsystem kann aber defekt sein. Einerseits kann es nicht ausreichend funktionieren und andererseits passiert das genaue Gegenteil, dass es nämlich zu gut funktioniert. Man spricht dann von einer überschießenden Immunreaktion und beides kann krank machen, erklärte Doris Wilflingseder von der Sektion für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie.

Anti-C5-Antikörper reduziert Immunreaktion

Damit, wie man die „guten“ Eigenschaften des Komplementsystems für Patienten nutzen kann, beschäftigt sich in Innsbruck erfolgreich eine Forschungsgruppe rund um Doris Wilflingseder.

Aljena

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Der 18-jährigen Alejna geht es heute wieder gut

Da bei Alejna keine andere Therapie Erfolge zeigte, wurde bei ihr ein Medikament eingesetzt, das eigentlich für bzw. gegen eine andere Krankheit entwickelt wurde - der Anti-C5-Antikörper. Dabei handelt es sich um einen Antikörper, der bei überschießender Immunreaktion des Komplementsystems eingesetzt wird und die dafür verantwortlichen Mechanismen blockiert.

Für Alejna war der Anti-C5-Antikörper eine lebensrettende Therapie. Der 18-Jährigen geht es jetzt wieder so gut, dass sie alles machen könne. Sie fühle sich super, wie sie am Donnerstag sagte.

200 Mediziner tauschen Wissen bei Kongress aus

Mit diesen und ähnlichen Problemen des Immunsystems und den daraus resultierenden Krankheiten beschäftigen sich etwa 200 Ärzte und Naturwissenschaftler aus Österreich, der Schweiz und Deutschland während des Kongresses in der nächsten Woche in Innsbruck.