Schutzschirm für besondere Tiroler Plätze

Denkmalschutz und Naturschutz fordern Schutzschirme für besondere Tiroler Kulturlandschaften. Diese Plätze sollen davor bewahrt werden, durch unsensible Baumaßnahmen in der Umgebung schleichend ihren Charme zu verlieren.

Diese magischen Orte in Tirol sollen in zehn Jahren nicht unbemerkt von der Bildfläche verschwunden sein. Bei einer öffentlichen Tagung am Grillhof diskutierten Experten aus dem gesamten Alpenraum dieses Thema.

Pfarrkirche Obernberg

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Die Pfarrkirche Obernberg mit dem Tribulaun

Die spätbarocke Pfarrkirche in Obernberg vor der Kulisse des mächtigen Tribulaun ist eines der beliebtesten Fotomotive in Tirol. Bilder wie diese will wohl keiner absichtlich „verschandeln“, doch sie verändern sich unbemerkt und schleichend.

Ernüchternder Blick in die Umgebung

Denn wirft man den Blick vom denkmalgeschützten barocken Schmuckstück aus auf die Umgebung, dann sieht die Welt ganz anders aus. Es sind austauschbare Siedlungen mit den Attributen der Zeit. Gebaute Träume vom Häuschen im Grünen mit Thujenhecke rücken der Idylle zu Leibe, bis das Denkmal darin untertaucht und erstickt.

Siedlung von der Pfarrkirche Obernberg gesehen

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Ernüchternder Blick von der Kirche in die Umgebung

Obernberg ist dabei kein Einzelfall. Der Tiroler Landeskonservator Walter Hauser nennt ein Beispiel: Man habe mit viel öffentlichen Mitteln in der Landschaft draußen ein Bauernhaus gefördert und zehn Jahre später sei es im Siedlungsgebiet verschwunden und nicht mehr zu finden. „Dann fragt man sich, was hat jetzt dieses Kulturgut noch für Bedeutung."

Denkmalpfleger schauen mehr auf das Ganze

Lange Zeit kümmerten sich die Denkmalpfleger vorwiegend um den Erhalt der Gebäude selbst und etwa um die Restaurierung von Wandmalereien. Nun richtet man den Blick auch auf das Ganze und versucht, diese magische Orte zu erhalten, an denen man sich gerne aufhält, weil sie Geschichten erzählen können. Hauser sagt, man rede nicht von der Rettung Tirols, sondern von den besonderen Punkten Tirols, für die jetzt der Zeitpunkt sei, sie dort zu halten, wo man sie haben will, ehe sie „schleichend zu Tode umarmt“ werden.

Walter Hauser und Johannes Kostenzer bei der Pfarrkirche Obernberg

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Landeskonservator Walter Hauser und Umweltanwalt Johannes Kostenzer

Denkmalschutz und Naturschutz ziehen an einem Strang. Aus über 900 besonderen Orten haben sie gemeinsam 100 ausgewählt, über die nun Schutzschirme gespannt werden sollen. Dabei geht es keineswegs um Stillstand, sondern um den achtsamen Umgang mit der Kulturlandschaft, bevor es zu spät ist. Denn jährlich wird in Tirol die Fläche von 500 Fußballfeldern zugebaut. Landesumweltanwalt Johannes Kostenzer sagt, es gehe auch darum, wo diese Flächen seien. Der Flächenverbrauch solle möglichst wenig die Attraktivität des Landes beeinträchtigen.