Das große Zedernsterben in Meran

Rund 100 Jahre nachdem in Meran tausende Zedern gepflanzt wurden, sterben diese nun altersbedingt langsam ab. Die Bäume wurden als Exoten aus Marokko oder Nepal importiert. Mittlerweile gehören sie aber längst zum Stadtbild.

Der Trend zur exotischen Pflanze ist keine neue Entwicklung. Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts versuchten viele Städte in Europa, möglichst außergewöhnliche Bepflanzungen zu schaffen. In Meran wurden zu dieser Zeit hunderte Zedern im öffentlichen Bereich der Stadt gepflanzt, in privaten Gärten wird die Zahl auf rund 1.000 geschätzt.

Altersschwache Exoten

Mittlerweile wird das Stadtbild Merans von den riesigen Exoten geprägt. Doch aufgrund des fortschreitenden Alters gehen immer mehr Zedern ihrem natürlichem Ende zu. „Die Zedern werden wie alle Stadtbäume älter und kommen an ihr Lebenslimit“, sagt Anni Schwarz von der Stadtgärtnerei Meran. „Mittlerweile weisen viele Schadsymptome auf, sie werden krank und sterben ab, dann wird eine Fällung unumgänglich.“

Zedern in Meran

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Die Meraner Zedern wurden aus Marokko oder Nepal importiert

Die Bäume, die aus dem Libanon oder Marokko, aber auch aus Asien importiert wurden, leiden unter den winterlichen Bedingungen. Vor allem schneereiche Winter würden den Zedern zusetzen, sagt Gerti Schölhorn von Schloss Pienzenau. Im Park des Ansitzes stehen an die 90 Bäume, darunter einige Zedern, die im Winter zu Sorgenkindern werden. „Die Zedern haben ausladende Äste, auf dennen der Schnee liegen bleibt. Hin und wieder brechen diese unter der Last. Wir müssen den Park dann vorsorglich schließen, damit niemand zu Schaden kommt“, sagt Gerti Schölzhorn.

Vollzeitjob im Baumkataster

Aufwändig ist die Betreuung des Zedernbestandes auch für die Gemeinde Meran. Die Stadt hat einen eigenen Baumkataster eingerichtet. Zudem ist eine Technikerin abgestellt, deren tägliche Aufgabe es ist, den Bestand der Bäume in der Stadt zu kontrollieren.

Zedern in Meran

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Zedern prägen das Stadtbild Merans

Immer wieder müssen die mittlerweile riesigen Zedern gestutzt werden. Der Raum in der Stadt ist begrenzt. Durch das natürliche Lebensende der Bäume endet aber nicht auch die Zeit der Zedern in Meran. Zwei Drittel der gefällten Exemplare werden wieder durch Zedern ersetzt.

Neue Chance durch Klimawandel

„Exotische Bäume sind wieder in“, sagt Anni Schwarz von der Stadtgärtnerei. Zudem hätten es heimische Bäume im städtischen Bereich nicht immer einfach. „Wenig Raum, viel Verkehr, wenig Sauerstoff und viel Hunde-Urin“, sagt Anni Schwarz über die Probleme. In diesem Umfeld hätten sich einige der Exoten bewährt.

Außerdem habe Meran auch einen Ruf zu vertreten, was die Auswahl der Pflanzen anbelangt, sagt Gartengestalterin Gabriele Pircher. Der Klimawandel könnte daher exotische Pflanzen begünstigen, auch wenn damit neue Probleme wie Schädlinge einhergehen könnten. „In Zukunft wird es einen Mittelweg brauchen, aus exotischen und heimischen Pflanzen“, sagt Gabriele Pircher. Exoten wie die Zeder hätten in Zukunft aber einen sicheren Platz in der Stadt.