Fahrverbote in Südtirol nicht ausgeschlossen

Entlang der Brennerautobahn und in den größten Städten Südtirols sind die Luftwerte „konstant schlecht“, sagt Umweltlandesrat Richard Theiner (SVP). Im Extremfall könnte es ab 2019 Fahrverbote für Dieselfahrzeuge geben.

Das größte Problem heißt Stickstoffdioxid (NO2) und es sorgt für dicke Luft in Südtirol. Besonders entlang der Brennerautobahn, aber auch an stark genutzten Straßen in den Städten Bozen, Meran, Brixen und Leifers werden die zulässigen Grenzwerte immer wieder überschritten.

Stickstoffdioxid-Werte stark erhöht

Die EU hat im Jahr 2010 für Stickstoffdioxid einen Jahresgrenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter (µg/m3) festgelegt. An mehreren Messstellen in Südtirol lagen die Werte aber weit darüber: So wurden unmittelbar an der A22 bei Schrambach im Jahr 2016 62 Mikrogramm je Kubikmeter gemessen, bei Auer - 30 Meter von der Autobahn entfernt - 44 Mikrogramm.

Messstation Bozen

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Messstation in Bozen: NO2 über dem Grenzwert

In Bozen lagen die Jahresdurchschnittswerte an zwei Messstellen im Stadtgebiet ebenfalls über dem Grenzwert. Diese Daten wurden am Montag bei einer Pressekonferenz von Umweltlandesrat Richard Theiner bekannt gegeben.

Canyon-Effekt in Häuserschluchten

„Neben den Messstationen der Landesumweltagentur überwachen wir die NO2-Belastung nun erstmals an ausgewählten Straßen mit Passivsammlern“, erklärte Luca Verdi vom Labor für physikalische Chemie. Und dabei wurde der so genannte „Canyon-Effekt“ bestätigt. In viel befahrenen Straßen zwischen mehrgeschossigen Häuserreihen ist die Luft besonders schlecht.

Canyon Effekt

LPA

Während die Emissionen aus den Heizanlagen aufsteigen und sich mit anderen höheren Luftschichten vermischen, bleiben die Autoabgase hingegen konzentriert in Bodennähe. „In einigen Wohnvierteln in Bozen und Meran besteht Handlungsbedarf“, sagte Verdi.

Diesel und Autobahn im Visier

Dass es nicht gelungen sei, den NO2-Grenzwert flächendeckend einzuhalten, habe mehrere Gründe, erklärte Landesrat Richard Theiner. Einerseits seien die Emissionen der Dieselfahrzeuge weit weniger gesunken als von den Herstellern nach dem Dieselskandal angekündigt. Andererseits konnten die Lkw-Emissionen auf der Autobahn durch die Umstellung auf Euro 6 zwar reduziert werden, was jedoch durch die Zunahme des Verkehrs wieder wettgemacht wurde. Der Schwerverkehr ist von 2012 auf 2016 um neun Prozent gestiegen.

Pk LR Theiner

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Pressekonferenz zur Luftqualität in Südtirol

Der Landesrat hat am Montag ein Maßnahmenpaket angekündigt, über Details wollte er allerdings noch nichts sagen. Im April 2018 werde ein mit den Gemeinden und Wirtschaftsvertretern koordinierter Vorschlag der Landesregierung zur Beschlussfassung vorgelegt werden. Neben Maßnahmen zur Verkehrsvermeidung und -verlagerung könne auch ein Fahrverbot für Dieselfahrzeuge nicht ausgeschlossen werden, sagte Theiner.

Verbote bis zu Euro-5-Diesel

In Bozen etwa sind Euro-0, Euro-1 und -2 Fahrzeuge schon seit Jahren zu bestimmten Tageszeiten verboten. Auch ein Fahrverbot für Euro 3-, 4- und 5-Fahrzeuge wäre rechtlich möglich, erklärte der Landesrat. „Sollten also alle anderen Maßnahmen nicht greifen, kann ab 1. Jänner 2019 stufenweise ein Diesel-Fahrverbot zunächst für Euro 3-, dann auch für Euro 4- und für Euro 5-Fahrzeuge eingeführt werden“, sagte Theiner.

Abgase Diesel

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Diesel trägt Hauptschuld an NO2-Werten

Bei der Brennerautobahn, der wichtigsten Stickstoffdioxid-Emissionsquelle, bleibe aber noch viel zu tun. Und Südtirol könne nicht allein entscheiden. „Hier müssen verstärkt internationale Maßnahmen, wie die Förderung der RoLa bis Trient, die Eurovignette für den Schwerverkehr auf Euregio-Ebene und Geschwindigkeitskontrollen umgesetzt werden“, betonte Theiner. Derzeit passieren nur 0,5 Prozent der Lkws Südtirol auf der RoLa.

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