Tiroler mischt internationale Bob-Szene auf

Die Schlitten von Johannes Wallner gewinnen eine Gold-Medaille nach der anderen. Der Tiroler entwickelte in seiner kleinen Werkstatt in Volders die Bobs für 30 Teams für die Olympischen Winterspiele in Südkorea.

Die Firma „Sportfahrzeugbau Wallner“ in Volders (Bezirk Innsbruck-Land) bietet den großen Entwicklungsfirmen in Deutschland, der Schweiz oder den USA seit Jahren erfolgreich die Stirn.

„Für die Olympischen Spiele 2010 haben wir den weltschnellsten Bob gehabt", erinnerte sich Manfred Maier, Cheftrainer des österreichischen Bobverbandes (ÖBSV). Eine Bandscheiben-Operation des damaligen Piloten Wolfgang Stampfer drei Monate vor den Spielen, ein Sturz im ersten Viererlauf samt Verletzung am Zeigefinger und eine Disqualifikation im Zweier-Bob seien damals allerdings die niederschmetternde Ausbeute gewesen, so Maier.

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Frühes technisches Interesse

Zum Bob-Bauer wurde er, weil er früher selbst Bob gefahren und technisch immer sehr interessiert gewesen sei, so Johannes Wallner.

2014 holten Russen mit Wallner-Bobs Medaillen

Kurz nach den Olympischen Spielen von Vancouver hätten sich die finanzstarken Russen auf das Wallner-Gerät gestürzt und in Hinblick auf die Heim-Spiele in Sotschi ein Projekt gestartet. Der Russe Alexander Subkow wurde im Zweier und im Vierer Olympiasieger, nach einem Verfahren wegen mutmaßlicher Dopingverstöße bestätigte aber das Oberste Sportgericht kürzlich den Verlust beider Goldmedaillen des aktuellen russischen Cheftrainers.

Johannes Wallner

ORF

Johannes Wallner feilt an den Kufen

Bobs aus kleiner Werkstatt in Volders

Aus Geldmangel baute Johannes Wallner seine Bobs in seiner kleinen Werkstatt in Volders selbst. So macht er es auch heute noch – oft zur Verwunderung vieler Kunden. „Im Bobfahren ist schon viel Tüftlerei und viel Herzblut dabei. Da kommt man oft mitten in der Nacht auf Sachen drauf. Da muss man aufstehen und muss es niederschreiben: das probieren wir morgen“, erklärt der Maier den Prozess und wohl einen der Gründe für den Erfolg Wallners.

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Mitarbeiter mit Ehrgeiz

Jeder seiner Mitarbeiter wisse, was zu tun sei und habe Ehrgeiz. Daher könne man auch mit einer kleinen Werkstatt so tolle Sachen bauen.

Über 100.000 Euro für einen Vierer-Bob

Ein zweiter Platz beim Weltcup in Königssee 2016 gab den Ausschlag, dass Manfred Maiers Sohn Benjamin in Pyeongchang auf die Unterstützung Wallners zählen kann: „Er hat dem Benni in kürzester Zeit ein Angebot gemacht“, so Manfred Maier. Die Nähe zum Hersteller ist für die Tiroler Athleten ein großer Vorteil.

Benjamin Maier kam für diese Saison so auch zum Weltmeister-Schlitten des deutschen Francesco Friedrich aus dem Vorjahr – allerdings nur in der Grundversion, ohne spezielle Einstellungen. Den Bob musste sich Benjamin Maier selbst finanzieren. Die Preise für den Vierer-Schlitten bewegen sich zwischen 100.000 bis 120.000 Euro und konnten von Maier mit der Olympiaförderung finanziert werden.

Johannes Wallner und Benjamin Maier

privat

Johannes Wallner und Benjamin Maier in Pyeongchang

30 Teams bei Olympia mit Wallner-Material

„Für uns ist es super. Der ‚Walli‘ selbst hilft uns natürlich, wo es geht“, so Benjamin Maier. Produkte aus dem Hause Wallner sind in der ganzen Szene beliebt. Bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang starten insgesamt 30 Teams mit Schlitten aus dem Hause Wallner - darunter fünf Bobs aus Österreich und Russland, vier aus Kanada und China sowie drei aus Deutschland, Korea und Lettland.

Die Bob-Bewerbe bei den Olympischen Winterspielen starten am Sonntag, den 18. Februar.