Doppelpass: Diskussion auch im Trentino

Warum sollten nur deutsch- und ladinischsprachige Südtiroler die österreichische Staatsbürgerschaft bekommen? Das fragen sich Welschtiroler Schützen. In einer Petition fordern sie den Doppelpass auch für Trentiner.

Die Diskussion über die österreichische Staatsbürgerschaft für deutsch- und ladinischsprachige Südtiroler hat sich auf das Trentino ausgeweitet. Dort werden nicht nur vonseiten der Welschtiroler Schützen Rufe nach einem Doppelpass laut. Diese haben eine Online-Petition dafür gestartet, die innerhalb weniger Tage mehr als 1.500 Personen unterzeichnet haben.

Trentiner Schützen zeigen lachend die österreichische Flagge mit dem Bundesadler

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Die Welschtiroler Schützen in Trient sind guter Dinge beim Doppelpass

Bis 1918 war das Trentino Teil des Habsburgerreichs. Im Ersten Weltkrieg haben die Großväter der meisten Welschtiroler auf österreichisch-habsburgischer Seite gekämpft. So wie die Schützen berufen sich nun viele Trentiner auf die Zugehörigkeit Welschtirols zum Habsburgerreich - diese stelle gleichsam ein historisches Recht auf eine österreichische Staatsbürgerschaft dar.

Schützen beschwören Habsburger Vergangenheit

Lanciert hat die Online-Petition Lukas Antoniolli von der Schützenkompanie Trient. Paolo Primon vom Welschtiroler Schützenbund ist ebenfalls voll von dessen Anliegen überzeugt: „Das ist eine Gelegenheit um unser Volk wieder zu vereinen. Der Krieg hat uns auseinandergerissen, viele Jahre haben wir uns alles gefallen gelassen, wir rebellierten nie. Jetzt haben wir eine Chance zu unseren Wurzeln zurückzukehren, wir sind keine Italiener.“

Die Welschtiroler Schützen wollen die österreichische Zweit-Staatsbürgerschaft nicht für praktische Zwecke, sondern aus nostalgischen Gründen. Antoniolli erklärt: „Wir werden mit der Petition nun jedes Dorf besuchen und Unterschriften für den Doppelpass sammeln. Dann werden wir nach Wien fahren ins Parlament und den Österreichern sagen, dass wir es ernst meinen, es geht schließlich um unsere Geschichte.“

Schützen auf dem Domplatz in Trient

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Die Trentiner Schützen bekunden am Domplatz von Trient ihre Identität

Trentiner Landeshauptmann gegen Aktionismus

Der Trentiner Landeshauptmann Ugo Rossi ist von diesem überschwänglichen Aktionismus nicht sonderlich begeistert. Er wird in der Petition aufgefordert, den Nationalrat in Wien davon in Kenntnis zu setzen, dass auch die Tiroler aus dem Trentino die österreichische beziehungsweise doppelte Staatsbürgerschaft begehren.

Doch für Rossi ist der Doppelpass eine reine Privatangelegenheit, die mit der Zugehörigkeit jeder einzelnen Person zusammenhänge. „Ich hoffe, dass die Frage des Doppelpasses nicht zu einer ethnischen Zählung der Sprachgruppen führt, was wir in diesem Moment weder im Trentino noch in Südtirol und auch nicht in Tirol und Österreich brauchen“, so Rossi. „Wir haben eine starke Euregio, die die Geschichte der Menschen anerkennt und aufarbeitet. Der Doppelpass soll die Gesellschaft nicht spalten“.

Für den Trentiner Landeshauptmann mag die Annahme eines Doppelpasses Privatsache sein - für die Welschtiroler Schützen ist sie eine Frage der Ehre.

Link:

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