Bisher zehn Meldungen bei Opfer-Hotline

In den vergangenen zwei Wochen haben sich bei der offiziellen Opfer-Hotline des Landes zehn Menschen gemeldet. Jüngste Kritik, dass die Anlaufstelle nicht reibungslos funktioniere, wies man seitens des Landes vehement zurück.

In der Tageszeitung „Der Standard“ übten am Dienstag zwei Opfer Kritik. Zitiert wurde im Zeitungsartikel unter anderem ein Mittfünfziger, der in der 1970er Jahren in der Skihauptschule Neustift schwer misshandelt worden sei. Nach reiflicher Überlegung wollte dieser vor rund zwei Wochen sein Schicksal bei der Opferschutzstelle kundtun, habe dort aber trotz mehrmaliger Versuche niemanden erreicht. Auch die Bitte um Rückruf werde dort offenbar ignoriert, so der Mann, der enttäuscht und verunsichert ist. Er habe das Gefühl, man nehme ihn dort ohnehin nicht ernst, wurde er zitiert.

Weiteres Opfer ebenfalls enttäuscht

Zumindest was die Erreichbarkeit betrifft, hatte ein weiteres Opfer laut Standard mehr Glück. Nachdem sein Fall aber vom Gegenüber an der Hotline protokolliert war, habe er nichts mehr gehört. Weder Polizei noch Staatsanwaltschaft noch Land Tirol hätten sich bei ihm zurückgemeldet. Man habe ihm auch keine Hilfsangebote unterbreitet. „Ich bin sauer, offensichtlich interessieren unsere Schilderungen eh niemanden“, erzählte er dem „Standard“.

Kritik für Landesrätin nicht nachvollziehbar

Ohne auf die beiden genannten Fälle eingehen zu können, wies Tirols Bildungslandesrätin Beate Palfrader (ÖVP) die Vorwürfe zurück. Bei der Opferschutzstelle des Landes hätten sich bisher zehn Menschen gemeldet, fünf davon waren betroffene Opfer, weitere fünf Zeugen, die Missbrauchsvorfälle beobachtet hätten, so Palfrader. Die Fälle jener Opfer, die zugestimmt hätten, seien an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet worden. Es gab aber auch Fälle, die lediglich ihr Schicksal dokumentieren wollten, um ähnliche Vorfälle in Zukunft zu verhindern, so die Landesrätin.

Anlaufstelle des Landes

Frühere Internatsschüler der ehemaligen Skihauptschule Neustift sowie des Skigymnasiums Stams, die von sexualisierter Gewalt und sexuellen Übergriffen zu berichten haben, können sich anonym bei der Anlaufstelle für Opferschutz des Landes Tirol melden. Diese ist von Montag bis Freitag von 9.00 Uhr bis 11.30 Uhr unter der Telefonnummer 0512/508 3795 erreichbar.

Gegenüber ORF Tirol erneuerte Palfrader den Aufruf, dass sich Menschen, die Opfer von sexualisierter Gewalt oder Machtmissbrauch geworden sind, unbedingt melden sollten. Das Land Tirol sei mit Bekanntwerden der ersten Missbrauchsvorwürfe durch Nicola Werdenigg sofort aktiv geworden. Zwei Pädagogen wurden nach Durchsicht zahlreicher Akten bereits suspendiert, so Palfrader - mehr dazu in Suspendierter Pädagoge ist höherer Beamter. Zudem wurde jetzt eine unabhängige Opferschutzkommission eingerichtet.

SPÖ fordert Rund-um-die-Uhr-Hotline

Tirols SPÖ-Chefin Elisabeth Blanik begrüßte in einer Aussendung am Dienstag das rasche Einrichten einer Hotline für Betroffene durch das Land. Sie fordert aber: „Die Telefonhotline muss durchgehend besetzt sein. Alle Anruferinnen und Anrufer sind ernst zu nehmen, jedem Hinweis ist sofort nachzugehen und ständiger Kontakt zu halten. Wenn gewünscht oder notwendig, soll auch professionelle Hilfe angeboten werden.“ Derzeit ist die Hotline des Landes von 9.00 bis 11.30 Uhr besetzt.

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