Gewalt an Frauen: Jede dritte Frau ist Opfer

Meistens ist es der Partner oder Ex-Partner, der zuschlägt, demütigt, verletzt. In Südtirol haben sich im letzten Jahr über 500 Frauen an Beratungseinrichtungen gewandt, die meisten Fälle bleiben aber nach wie vor unentdeckt.

Gewalt gegen Frauen kennt viele Gesichter. Mehr als die Hälfte der Betroffenen wird in den eigenen vier Wänden physisch oder psychisch verletzt. Oft ist auch sexuelle Gewalt im Spiel. Die rund 30 geschützten Plätze, die es in Südtirols Frauenhäusern gibt, sind unentwegt besetzt. 93 Frauen mit 90 Kindern haben im vergangenen Jahr dort Schutz gesucht. Die meisten Fälle bleiben aber im Dunkeln. Nur geschätzt sechs Prozent derjenigen, die häusliche Gewalt erleben, suchen eine Beratungsstelle auf.

Gefahren für Kinder

Unter Gewalt gegen Frauen leiden immer auch die Kinder. Wenn Minderjährige ungewollt Gewaltsituationen miterleben müssen, reagieren sie unterschiedlich. „Es gibt Kinder, die aggressiv werden. So versuchen sie wahrscheinlich das Erlebte zu verarbeiten. Andere sind in sich gekehrt, es ist schwer einen Zugang zu finden. Wir versuchen mit der Mutter gemeinsam, das was passiert ist, aufzuarbeiten“, erzählt Psychologin Katia Schneider. Derzeit werden 13 Kinder, die Gewalt erlebt haben, in Südtirol betreut.

Gewalt in allen Gesellschaftsschichten

Häusliche Gewalt kommt in allen Gesellschaftsschichten vor. Auch in Südtirol gibt es keinen Unterschied zwischen ausländischen und einheimischen Familien. Die Fachleute berichten, dass sich aber vorwiegend Migrantinnen trauen, Hilfe zu suchen. Es sind vor allem Frauen im mittleren Alter, die betroffen sind. Für viele war das Krankenhaus die erste Anlaufstelle.

Auch die Täter bekommen Hilfe

Auch die gewalttätigen Männer erhalten Hilfe, wenn sie wollen und bereit dafür sind. Die Caritas-Männerberatung zeigt derzeit 20 Männern in Bozen gewaltfreie Strategien auf. „Die Männer müssen ein halbes Jahr lang zu den Trainings kommen, es ist eine sehr intensive Zeit. Ziel ist, eine Verhaltensänderung in Konfliktsituationen zu erreichen“, erzählt Guido Osthoff, der Leiter der Männerberatung.

In vielen Fällen bleibt die Gewalt unentdeckt

ORF

In vielen Fällen bleibt die Gewalt im nahen Umfeld unentdeckt.

Die Gesellschaft ist aufgerufen noch mehr hinzuhören und hinzusehen. Die Frauen sollen ermutigt werden, sich aufzulehnen und gegebenenfalls Anzeige zu erstatten.

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