Schiefe Grundverkehrs-Optik in Gnadenwald

Aus einem drei Hektar großen Naherholungswald in Gnadenwald (Bezirk Innsbruck-Land) ist eine Mähwiese geworden. Jetzt soll daraus eine Bodendeponie und danach möglicherweise Bauland werden, sehr zum Unmut von Anrainern.

Der Streit rund um das Grundstück zieht sich schon einige Jahre hin und scheidet in Gnadenwald die Geister. Das Grundstück gehört dem Ex-Bürgermeister und Landwirt Günter Strasser, ein kleinerer Teil gehört der Familie Fröschl. Der Ex-Bürgermeister hat es 2013 während seiner Amtszeit roden lassen, um eine Mähwiese daraus zu machen.

Gnadenwald Wiese

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Bei Regenfällen versickert das Wasser nicht, beklagen die Anrainer

Um die darunterliegende Siedlung zu schützen, sind im Einreichprojekt Dämme und Retentionsbecken vorgesehen, die das Oberflächenwasser auffangen sollen. „Das Wasser sollte in den Retentionsbecken versickern, tatsächlich rinnt es aber über die Dammkrone drüber und versickert nicht“, beklagt Anrainersprecher Klaus Platter.

Der Wald lag damals in der gelben Gefahrenzone. Laut Bescheid sollte nach der Rodung dieser Sichtschutz-Streifen zur angrenzenden Siedlung bestehen bleiben.

Gnadenwald Wiese

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Der Wald (rot markiert) lag damals in der gelben Gefahrenzone

Grundbesitzer Günter Strasser kann die Vorwürfe nicht nachvollziehen. Es sei alles sicher, das gerodete Waldstück ist mittlerweile nicht mehr in der gelben Zone: „Es liegen alle Gutachten der Wildbach- und Lawinenverbauung vor. Die Kultivierung der Wiese hat bewirkt, dass sämtliche Häuser, die vorher in der gelben Zone lagen, nicht mehr in der gelben Zone sind. Von der Wiese geht laut Gutachten der Wildbach- und Lawinenverbauung keine Gefahr aus“, so Strasser.

Vom Wald zur Mähwiese

Aus dem drei Hektar großen Naherholungswald in Gnadenwald ist eine Mähwiese geworden. Jetzt soll daraus eine Bodendeponie werden und danach - so vermuten Anrainer - Bauland.

Andere Häuser am Rand rutschten dafür in die gelbe Zone hinein. So wie jenes von Bernhard Proxauf. Der Bach neben dem Haus und ein Steg sind bei Starkregen neuerdings eine Gefahr, schildert er.

Gnadenwald Wiese

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Was früher Wald war ist nun Wiese

Ex-Bürgermeister: „Mit Spekulationen nichts am Hut“

Auf der anderen Seite des Feldes hat die Gemeinde den Schutz-Streifen als Bauland vorgesehen. Ein Teil ist für den sozialen Wohnbau, der Ex-Bürgermeister bekommt drei Parzellen für seine Kinder. „In Tirol kann man sich keinen Baugrund selber häkeln oder irgendwie erschwindeln. Alles wird vom Gemeinderat abgesegnet und alles ist aufsichtsbehördlich zu genehmigen. Es gibt wohl keinen rechtschaffeneren Wunsch als Baugrund für seine Kinder bereitstellen zu können. Ich habe mit Spekulation nichts am Hut“, so Ex-Bürgermeister Strasser.

Bürgermeisterin Heidi Profeta sagt, der kleine Teil Bauland mache Sinn, dann sei Schluss: „Wir haben es definitiv im Raumordnungskonzept drinnen, dass dieser Streifen von 5.000 Quadratmetern als Entwicklungsfläche vorgesehen ist. Dann haben wir eine Grenze eingezogen, wo wir keine Erweiterung vorsehen.“ Derzeit ist die Wiese noch Freiland. Laut Angaben der Gemeinde soll es auch so bleiben.

BH: Aushubmaterial muss entfernt werden

Kurioses Detail am Rande: Nach der Rodung wurde auf Strassers Grund für den Bodenaufbau Aushubmaterial und Humus aufgeschüttet, allerdings um 10.000 Kubikmeter zu viel. Die Bezirkshauptmannschaft hat vor Monaten einen Bescheid erlassen, das Material zu entfernen. Mit dem Ergebnis, dass beim Land Tirol nun ein Antrag eingebracht wurde, aus der Mähwiese eine Bodendeponie zu machen.