Weltspartag: Sparschwein in Gefahr

Am Dienstag ist Weltspartag, aber wer sich die realen Zinsen ansieht, könnte über den Sinn des Sparens ins Grübeln kommen. Experten geben allerdings zu bedenken, dass Sparen bei steigender Lebenserwartung wichtiger denn je sei.

Münze für Münze wird ein Sparschwein gefüttert, damit sich irgendwann ein großer Wunsch erfüllen lässt. Derzeit sorgen vor allem Kinder, Jugendliche und ältere Bankkunden dafür, dass das Sparschwein nicht völlig vom Aussterben bedroht ist. Denn wer sein Erspartes zur Bank bringt, bekommt dafür nur äußerst bescheidene Zinsen - wenn das Sparbuch nach Abzug der Kosten überhaupt etwas abwirft.

In ein rotes Sparschwein wird eine Münze geworfen

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Die klassischen Sparer sind Kinder, Jugendliche und ältere Personen

Früher hatte das Sparen einen anderen Stellenwert, daran erinnert der 1925 eingeführte Weltspartag am 31. Oktober. In Südtirol hat die Bank, die das Sparziel schon im Namen trägt, am 1. Jänner 1855 in Bozen das erste Sparbuch ausgegeben. „Damals betrug der Einlagenzins 3,25 Prozent“, erzählt Joachim Mair, Bezirksleiter bei der Südtiroler Sparkasse. „Heute ist es bei Jugendsparbüchern zum Beispiel 0,5 Prozent.“

Vom Zinsniveau früherer Jahre können Sparer heute also nur mehr träumen. „Spare in der Zeit, dann hast du in der Not“ ist ein Motto, das bei der derzeitigen Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank oft wenig attraktiv erscheint, so sehr diese auch Kreditnehmer erfreut. So hat Joachim Mair in seinen Bankfilialen in den vergangenen Jahren einen Rückgang bei klassische Sparbüchern festgestellt.

„Sparen als Altersvorsorge wichtig“

Alex Weissensteiner, Professor für Finanzwirtschaft an der Uni Bozen mit Sparschwein

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Für Wirtschaftsprofessor Alex Weissensteiner macht Sparen absolut Sinn

Für Alex Weissensteiner, Professor für Finanzwirtschaft an der Uni Bozen, hat das Sparen trotzdem seine Berechtigung. „Es ist zwar so, dass der Sparer derzeit im Nachteil ist, weil die nominellen Zinsen bei Null liegen und die realen Zinsen negativ sind. Aber Sparen ist aus zwei Gründen wichtiger denn je. Erstens ist das Zinsniveau so niedrig, dass man mehr auf die Seite legen muss, um im Alter ein Auskommen zu finden.“ Zweitens werde der Lebensabend bei höherer Lebenserwartung teurer, deshalb müsse mehr Geld auf die hohe Kante gelegt werden.

Mit welcher Anlageform vorgesorgt wird, sei von der Lebensphase abhängig. Für Kinder und Jugendliche, aber auch für ältere Menschen mit niedrigerem Anlagehorizont sei ein Sparbuch durchaus eine Option. Denn das Kapital bleibt dabei verfügbar. Für andere Generationen könnten Investmentfonds oder Immobilien attraktiver sein, so Weissensteiner.

Geldzählmaschine zählt ein Bündel 20-Euro-Scheine

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Wer große Rendite will, darf nicht zum Sparbuch greifen

„Mittelfristig rechnen wir damit, dass die Zinsen für Sparer wieder steigen werden, wenn auch nur leicht. Die Europäische Zentralbank hat nämlich angekündigt, dass sie das Zinsniveau langsam wieder anheben wird“, erklärt Alex Weissensteiner von der Freien Universität Bozen. Er rät jedenfalls davon ab, das eigene Geld einfach nur zu Hause liegen zu lassen. Der Sparstrumpf ist als Alternative zu Sparbuch, Investmentsfonds und Co. laut dem Wirtschaftsprofessor nämlich nicht zu gebrauchen.