Scharfe Rüge für Südtirol wegen Impfpflicht

Das römische Gesundheitsministerium hat Südtirol gerügt: Die im Sommer eingeführte Impfpflicht für Schulkinder sei umzusetzen. Landeshauptmann Kompatscher wies bei einer Aussprache am Dienstag in Rom auf den Widerstand Südtiroler Impfgegner hin.

Die Frist des italienischen Gesundheitsministeriums läuft am 31. Oktober 2017 ab. Bis dahin sollten alle Familien mit Kindern bis zu 16 Jahren der Impfpflicht nachkommen. Vor allem Südtirol ist von dem Ziel aber noch entfernt. Das Land hat zudem die verschärften Folgen für Impfverweigerer nicht ausreichend umgesetzt. Dafür gab es eine Rüge von Gesundheitsministerin Beatrice Lorenzin.

Impfung mit Spritze

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Das italienische Gesundheitsministerium will Herdenimmunität erreichen

Landeshauptmann Arno Kompatscher betonte bei einer Aussprache die Schwierigkeiten, die es in Südtirol bei der Umsetzung der staatlichen Vorgaben gegeben habe, es habe „etlichen Widerstand“ gegeben, so Kompatscher. Damit sind Impfgegner gemeint, die eine kleine aber lautstarke Gruppe darstellen. Mittlerweile seien aber Fortschritte gemacht worden. Von zunächst 1.000 Fällen, in denen die notwendigen Unterlagen noch nicht eingereicht worden waren, seien noch 400 übrig.

Impfpflicht nach Masernepidemie

Kinder ohne Pflichtimpfungen dürfen keine Kita und keinen Kindergarten mehr besuchen, bei nichtgeimpften Schulkindern sind Geldstrafen bis zu 500 Euro möglich. Das sieht die italienische Impfpflicht vor, die das Parlament im Juli 2017 verabschiedet hatte. Eine Rekordanzahl an Masernfällen hatte in den Monaten zuvor die Diskussion in Italien über verpflichtende Impfungen im Vorfeld angeheizt.

Masernerkrankung

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Rund 4.000 Masernfälle gab es in Italien seit Jahresbeginn

Die plötzlich angeordnete Impfpflicht sorgte in den Sommermonaten aber auch für chaotische Zustände im Gesundheitssystem. Rund zwei Millionen Familien mit Kindern bis zu 16 Jahren sollten der Impfpflicht innerhalb weniger Wochen nachkommen.

Südtirol als Impf-Schlusslicht

Der Südtroler Gesundheitsbetrieb hatte daher zusätzliche Ressourcen bereitgestellt um die kostenlosen Impfungen rechtzeitig durchführen zu können. Schon seit Jahren warnen etwa Ärzte in Südtirol vor der fehlenden Herdenimmunität. Rund 200 Kinder in Südtirol könnten derzeit aus Gesudnheitsgründen nicht geimpft werden. Sie sind auf den Schutz anderer Geimpfter angewiesen.

Impfgegner vor dem Landtag in Bozen

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Impfgegner protestierten mehrmals vor dem Südtiroler Landtag

Allerdings steht Südtirol bei den Durchimpfungsraten im italienischen Vergleich besonders schlecht da. Bei der Masern-Impfung wird ein Ziel von 95 Prozent Durchimpfungsrate angestrebt, zuletzt waren in Südtirol aber weniger als 68 Prozent der Kinder dagegen geimpft. Die Masern-Durchimpfungsrate in Österreich beträgt bei zwei- bis fünfjährigen Kindern im Vergleich 92 Prozent.

David Runer; tirol.ORF.at

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