Bozner Prostituierte werden immer jünger

Sobald es dunkel wird, beginnen jede Nacht rund 30 Frauen in Bozen auf der Straße zu arbeiten, illegal und ungeschützt. Die Zahl der Prostituierten nimmt zu und die Mädchen werden immer jünger.

Jede Nacht steht Laura auf der Straße. Seit zehn Jahren verkauft sie ihren Körper und wartet bei jedem Wetter auf neue Kundschaft. Den Platz nahe am Bozner Bahnhof hat sie sich hart erkämpft. Denn auch die Konkurrenz schläft in der Nacht nicht.

Straßenstrich Bozen

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Es sind vor allem sehr junge Frauen aus Nigeria, die in Bozen „anschaffen“ müssen. „Sie drücken die Preise“, sagt Laura, „bieten sich ohne Kondom an“. Sie selbst verdient in der Nacht rund 100 Euro. Das seien drei bis vier Kunden.

100 Euro für drei, vier Freier

Auf der Straße sind die Frauen schutzlos. Nur die Freiwilligen einer Hilfsorganisation kommen manchmal in ihrem Wohnmobil vorbei, mit heißem Tee und einem warmen Herz. Ziel ist es, Vertrauen aufzubauen und die Frauen von der Staße wegzubringen.

Rechtslage in Italien

In Südtirol ist Prostitution, wie in ganz Italien, zwar straffrei. Einrichtungen wie Bordelle und Zuhälterei sind jedoch verboten. Es gibt also keine „geregelte“ Prostitution, die Frauen sind weder registriert, noch medizinisch betreut.

Prostitution hat oft mit Menschenhandel zu tun. Viele der afrikanischen Frauen werden gezwungen, ihre Schulden abzuarbeiten, Schulden in absurden, von den Zuhältern willkürlich erdachten Summen.

Projekt „Alba“: Weg von der Straße

„Diese Arbeit aufzugeben ist für die Frauen sehr schwierig. Denn die Zuhälter sind oft brutal. Es ist nicht leicht, an die Mädchen ran zu kommen, wenn es aber gelingt, erzählen sie viel“, sagt eine Freiwillige des Projekts „Alba“. Es sind unerträgliche Geschichten, von Vergewaltigungen und Scham, von psychischem Druck und völliger Selbstaufgabe.

Straßenstrich Bozen

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Es gibt drei Phasen im Projekt Alba. Nach dem Erstkontakt auf der Straße, bietet es den Frauen geschützte Wohnungen an. Sie sind geheim, dort können sie ungestört ihre Geschichte aufarbeiten. In der dritten Phase wird den Frauen geholfen, eine Arbeit zu finden und dann auch durchzuhalten.

Winter auf den Straßen wird hart

Derzeit sind in Bozen 14 Frauen in den geschützten Wohnungen untergebracht. Ihre Wiedereingliederung in die Gesellschaft ist ein langwierige Aufgabe. Vor allem die Befreiung der Straßenmädchen aus Nigeria sei fast unmöglich. Selbst Laura hat Mitleid mit den jungen Kolleginnen, obwohl diese, wie sie sagt, den Markt zerstören würden. Der kommende Winter wird für die vielen neuen Mädchen auf der Straße hart sein. Ohne den Einsatz der Sozialgenossenschaften wären die Nächte in Bozen aber bestimmt noch finsterer.

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