„Dreiste“ Alpinnotrufe beschäftigen Retter

In Österreichs Bergen hat es im Sommer weniger Bergsportunfälle und weniger Alpintote als im Vorjahr gegeben. Das zeigt die Bilanz von Bergrettung, Alpinpolizei und Kuratorium für Alpine Sicherheit. Dafür beschäftigen „dreiste“ Hilferufe zunehmend die Retter.

In Tirol wurden im Sommer 780 Alpinunfälle verzeichnet, das sind um 50 weniger als im Jahr davor. Österreichweit verunglückten im Sommer in den Bergen 1.832 Menschen, um elf Prozent weniger als 2016 (2.059 Menschen) - mehr dazu in 126 Tote in den Bergen.

Grafik zu Alpinunfällen im Sommer 2017

Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA/Kuratorium für alpine Sicherheit/BMI

Tirol ist angesichts der Topografie das Bundesland, das im Österreich-Vergleich mit Abstand die meisten Alpinunfälle verzeichnet: 41 Menschen verunglückten in diesem Sommer bei Bergsportunfällen tödlich, das waren um vier mehr als im Sommer 2016. Mehr als die Hälfte von ihnen verunglückten beim Bergwandern.

Tour muss sorgfältig geplant werden

Bergrettung, Alpinpolizei und Kuratorium für Alpine Sicherheit wiesen bei der Pressekonferenz am Montag in Innsbruck auf mangelnde Tourenplanung und Selbstüberschätzung vieler Bergsportler hin. So habe die Zahl der unverletzt Geborgenen in den letzten Jahren signifikant zugenommen.

Polizeihubschrauber nach Alpinunfall in Elbigenalp

Zeitungsfoto.at

Im vergangenen Jahr betraf das fast ein Drittel aller Notrufe. „Eine etwas intensivere Auseinandersetzung mit meinem Können und der Tour, die ich geplant habe, wäre erforderlich, dass es dann nicht zu diesen Überforderungen und Erschöpfungen kommt“, sagte Alpinpolizist Norbert Zobl.

Vollkasko-Mentalität wächst

Ein besonderes Augenmerk wurde bei der Pressekonferenz auf die Zunahme besonders „dreister“ Alpinisten gelegt, wie Zobl es formulierte. „Das wird zum Teil von einigen schamlos ausgenutzt, dass man sich fragen muss: Wie gibt es das, dass die Hemmschwelle so sinken kann und die Hubschrauberrettung quasi Teil der Tourenplanung ist?“

Er und Peter Veider, Ausbildungsleiter und Geschäftsführer der Bergrettung Tirol, berichteten von Notrufen und Hubschrauberbergungen wegen Blasen und einer schwierigen Hubschrauberrettung aus einer Wand wegen eines Muskelfaserrisses, ehe der Geborgene nach der Landung im Tal seine Wanderung auf die Bettelwurfhütte fortsetzte. Ein Hubschraubereinsatz kostet rund 5.000 Euro, jeder Einsatz ist auch ein Risiko für die Rettungskräfte.

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