Retortenfleisch - Vom Labor auf den Teller

Der Forscher Mark Post stellte vor vier Jahren als erster Burger-Fleisch im Labor her. Damit soll Tierleid vermieden und der Treibhausgasausstoß durch die Viehwirtschaft verringert werden. Im Gespräch mit der APA erklärte er weitere Vorteile von Retortenfleisch.

APA: Warum stellen Sie Fleisch im Labor her?

Mark Post: Die Viehzucht braucht zur Zeit mehr als die Hälfte der urbaren Fläche auf der Erde als Weideland. Laut WHO wird der Fleischkonsum bis 2050 um 70 Prozent steigen. Wenn das geschieht, haben wir einfach nicht genug Land, um all das Vieh unterzubringen. Probleme bei intensiver Tierhaltung sowie der Treibhausgasausstoß sind weitere Gründe.

APA: Könnte man Retorten-Steaks auch gesünder als konventionelles Fleisch machen?

Mark Post: Ja, und das werden wir früher oder später auch tun. Es schaut zum Beispiel nicht schwierig aus, den Anteil von gesättigten Fettsäuren im Fleisch zu verringern. Wir kultivieren zur Zeit Fettzellen, weil diese offensichtlich für die Authentizität des Geschmacks und der Konsistenz nötig sind.

APA: Ein wichtiger Grund, ob das Fleisch aus dem Labor gegessen wird oder nicht, ist wohl eine authentische Textur. Wie sehr unterscheidet sich diese noch von jener bei normalem Fleisch?

Mark Post: Die Geschmackstester haben unser Produkt 2013 bereits als Fleisch erkannt, also waren wir in dieser Hinsicht schon erfolgreich. Es braucht aber noch einige Verbesserungen, vor allem hinsichtlich des Fettgewebes.

APA: Welche Fleischsorten stellen Sie her?

Mark Post: Wir fokussieren uns auf Rindfleisch. Von allen Tieren, dessen Fleisch wir essen, sind sie am wenigsten effektiv, pflanzliches Eiweiß in tierisches umzuwandeln.

APA: Wer ist ihre Zielgruppe: Veganer, Vegetarier oder Fleischesser?

Mark Post: Veganer und Vegetarier tun bereits sehr viel Gutes für die Umwelt und Ernährungssicherheit. Wir fokussieren uns deshalb auf die Hardcore-Fleischesser. Für sie soll es gewohntes Fleisch sein, das bloß auf eine andere Art hergestellt wird.

APA: Wann wird es auf dem Markt sein?

Mark Post: Wir haben dafür erst im Vorjahr eine Firma dafür gegründet und hoffen, dass wir es in drei bis dreieinhalb Jahren auf den Markt bringen können.

APA: Wieviel wird es kosten? Wird es teurer sein als konventionelles Fleisch?

Mark Post: Am Anfang ja. Zunächst wird es rund 60 Euro pro Kilogramm kosten und wohl vor allem in Restaurants und Spezialgeschäften erhältlich sein. Sobald wir die Technologie verbessert haben, wird der Preis gleich niedrig sein wie jener von regulärem Rindfleisch oder sogar darunter liegen.

Das Gespräch führte Jochen Stadler von der APA.

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