Kritik an Wohnungskauf von Ex-SPÖ-Chef

Hannes Gschwentner, Geschäftsführer der Neuen Heimat Tirol, ist massiver Kritik ausgesetzt. Seine Frau soll von der Neuen Heimat zu marktunüblichen Preisen eine Wohnung gekauft haben, kritisierte Publizist Markus Wilhelm in seinem Internet-Blog. Gschwentner kontert.

Es geht um eine 113 Quadratmeter große Penthouse Wohnung mit 76 Quadratmeter großer Dachterrasse in bester Absamer Südwestlage und zwei Tiefgaragenplätzen plus Tiefgaragenplätzen plus zwei Kellerabteilen von zusammen rund 35 Quadratmeter Abstellfläche. Die Frau von Hannes Gschwentner soll dafür knapp 480.000 Euro und damit deutlich weniger als den marktüblichen Preis gezahlt haben, schreibt Publizist Markus Wilhelm auf seiner Internetseite.

Absam - 2. Bauabschnitt Nuernbergkareal

Neue Heimat

Absam - 2. Bauabschnitt Nuernbergkareal

Gegenüber ORF Tirol erklärte Hannes Gschwentner, dass es falsch sei, dass die Wohnung zu nicht marktüblichen Preisen gekauft worden sei: „Alle gesetzlichen Bestimmungen und alle moralischen Usancen wurden eingehalten.“

WK: Wohnung ist 600.000 Euro wert

Die Wohnung ist eine von vier frei finanzierten Eigentumswohnungen in einer neuen Wohnanlage der Neuen Heimat Tirol in Absam. Laut stv. Obmann der Fachgruppe der Immobilienmakler in der Tiroler Wirtschaftskammer und REMAX Geschäftsführer Arno Wimmer wären für so ein Objekt eher 600.000 Euro Kaufpreis üblich.

Gschwentner zeigte sich am Mittwoch verwundert über die Einschätzung Wimmers. Für die Kalkulation der Wohnungen habe Gschwentners Vorgänger Klaus Lugger 2014 bei der Wirtschaftskammer nach dem Quadratmeterpreis gemäß Immobilienpreisspiegel gefragt. Dies deshalb, um für die vier frei finanzierten Wohnungen eine realistische Berechnungsgrundlage zu haben, so Gschwentner. Damals sei von der Wirtschaftskammer jener Quadratmeterpreis angegeben worden, der schließlich in die Verträge einging. Wenn diese Immobilien heute um 20 Prozent teurer seien, seien offensichtlich die Preise in rasantem Anstieg, so Gschwentner im Gespräch mit dem ORF Tirol.

Gschwentner will neuerliche Prüfung

Gschwentner sagte darüberhinaus, eine fast idente Nachbarwohnung habe über Monate keinen Käufer gefunden, obwohl sie günstiger gewesen sei als die seiner Frau. Eine schiefe Optik, als Manager eines gemeinnützigen Wohnbauträgers beim eigenen Wohnbauträger eine günstige nicht geförderte Wohnung zu kaufen, sieht Gschwentner nicht: „Wenn ein VW-Manager einen Opel kauft, dann ist das auch nicht das beste Renommee für das Unternehmen“.

Der Geschäftsführer der Neuen Heimat kündigte an, dem Aufsichtsrat eine neuerliche Prüfung des Verkaufs aller vier frei finanzierten Wohnungen durch einen unabhängigen Wirtschaftstreuhänder vorzuschlagen, auch den Kaufpreis von 2014.

Einstimmige Genehmigung des Aufsichtsrats

Der Aufsichtsrat der Neuen Heimat Tirol hat den Verkauf der Wohnung an Frau Gschwentner einstimmig genehmigt. „Wir konnten seine Frau ja nicht zwingen, dass sie eine Wohnung bei der Konkurrenz kauft. Die anderen im Haus befindlichen Wohnungen sind durch den Verkauf der vier frei finanzierten Wohnungen querfinanziert worden. Es wurde niemand bevorzugt. Wir haben lange gebraucht, um die vierte Wohnung zu verkaufen. Die Vorwürfe sind ungerechtfertigt, da ist sehr viel Neid im Spiel. Aus meiner Sicht ist alles sehr sauber und transparent abgelaufen."

NEOS: Wohnung kostet 650.000 Euro am Markt

NEOS forderte „vollständige Aufklärung“ der Umstände zum Kauf. „Diese Selbstbedienungs-Mentalität in Tirol ist wirklich fürchterlich“, meinte die stellvertretende NEOS-Landessprecherin Julia Seidl in einer Aussendung.

Eine Wohnung in dieser Größe, mit derartiger Freifläche müsste am freien Markt schätzungsweise mit 650.000 Euro bewertet werden, so die NEOS. „Ich möchte wissen, wie man als ehemaliger SPÖ-Politiker, diesen bedeutend geringeren Kaufpreis seinen Wählern als sozial gerechtfertigt verkaufen möchte“, erklärte Seidl.