Tirolerin baut Brücken zwischen den Ländern
Nach rund zwanzig Jahren, die sie für das österreichische Außenministerium arbeitet, ist es Doris Danler gewohnt, im Ausland zu leben. Das Zugehörigkeitsgefühl fehlt ihr in fremden Ländern aber noch immer: „Nach Schwaz gehöre ich hin, da reden alle wie ich rede“, erklärt Danler. Trotzdem kann sie sich ihr Leben kaum anders vorstellen. In der Welt zu Hause zu sein, liegt der 50-Jährigen in den Genen: „Schon mein Vater ist mit seinem Finger über Landkarten gereist.“ Aufgewachsen ist die Tochter eines Installateurs und einer Schneiderin im Schwazer Stadtteil Waidach, wo sie eine unbeschwerte Kindheit verbrachte.
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Lebensverändernde Entscheidungen
Dennoch wurde ihr die Heimatstadt bald zu klein. Als Jugendliche entdeckte sie im Schwazer Jazz-Club Eremitage ihr „Fenster zur Welt“. „Die Leute kamen von überall her und hatten teils schon in anderen Ländern gelebt“, erinnert sich Danler, „da hat man viel mitbekommen“. Diplomatin wollte sie damals aber nicht werden, sondern Journalistin. Erst nach ihrem Politikstudium in Wien und ihrer Arbeit beim ORF änderte sich alles.
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Ihr späterer Mann Markus hat zu dieser Zeit schon bei der Wirtschaftskammer in Nigeria gearbeitet. „Ich habe fast mein ganzes Geld für Telefonate ausgegeben“, lacht Danler, „schließlich bin ich ihm nach Afrika gefolgt.“ Bald beschlossen beide längerfristig gemeinsam im Ausland zu leben. Danlers Ausbildung zur Diplomatin hatte das ermöglicht.
Weitgereiste „Brückenbauerin“
Der Entschluss für eine Diplomatenkarriere war ein pragmatischer, aber auch ein persönlicher: „Sie ist eine taffe Person, die gerne etwas bewegt“, weiß Charly Grill, ein langjähriger Freund der Familie. Die Welt nur zu kommentieren sei eine Sache, aber wenn man konkret etwas bewegen kann, sei das etwas anderes. „Da hat Doris sicher das richtige für sich gefunden.“
Bald war Danler zusammen mit ihrem Mann und später auch Kind in diversen Ländern unterwegs. Sie arbeitete und lebte als Botschafterin zunächst in Kenia, wo sie die Große-Seen-Region, Tansania und Demokratische Republik Kongo über hatte. Später wechselte sie ins syrische Damaskus und schließlich – wie für Österreichische Diplomaten üblich – wieder für einige Jahre zurück ins Außenministerium in Wien, wo sie in der Nahost-Abteilung arbeitete. 2011 war schließlich Istanbul an der Reihe. Dort versuchte sie als Direktorin des dortigen Österreichisches Kulturforums die österreichische und türkische Kultur zu vernetzen.
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Das Leben in diesen Gebieten habe sie nie beunruhigt, sagt Danler, „ich wollte vor Ort Erfahrung sammeln, nur so kann man die Politik dort begreifen.“ In ihrer Funktion als Botschafterin versteht sich Danler als Kommunikatorin, als Brückenbauerin zwischen Österreich und anderen Ländern: „Es geht darum Gemeinsamkeiten herauszufiltern, Unterstützung zu finden und zu erkennen, woher Gefahr drohen könnte. Dazu muss man sein Gegenüber sehr gut kennenlernen.“
Sonnen- und Schattenseiten fremder Länder
Kennenlernen bedeutet auch, sich auf ein fremdes Land einzulassen, mit all seinen Sonnenseiten – etwa die afrikanische Landschaft und Kultur – aber auch mit seinen Schattenseiten. So hat Danler die politischen Spannungen in Syrien miterlebt und in Kenia Kriminalität erfahren, etwa einen Überfall auf ihr Nachbarhaus.
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Schüsse vor der Haustür: In Kenia erlebte Botschafterin Doris Danler eine brenzlige Situation. Entmutigen hat sie sich davon aber trotzdem nicht lassen.
Botschafterin in „E-Estonia“
Immer wieder zieht sie samt Familie und Haushalt um, selbst wenn sie die Umzugsphasen als „Horror“ empfindet. Der letzte Umzug hat sich ebenfalls gelohnt. Mit Estland erwartet Danler nun eine neue Herausforderung, denn das Land wird heuer zum ersten Mal den EU-Ratsvorsitz übernehmen. „Das sei eine gute Gelegenheit für die Länder, um voneinander zu lernen“, ist Danler überzeugt. Estland wird sich als modernes, digitales Land präsentieren. „Die gesamte staatliche Verwaltung läuft dort über Internet, das wäre auch in anderen europäischen Staaten möglich.“
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In zwei Jahren geht es für Botschafterin Danler zurück nach Wien. Danach möchte sie aber noch einmal fort. Ziele hat sie bereits im Auge, „vielleicht Südostasien, da war ich noch nie.“
Julia Ecker, tirol.ORF.at