Feier nach 25 Jahren Streitbeilegung

In Meran ist am Sonntag das 25-jährige Jubiläum der Streitbeilegung zwischen Österreich und Italien um Südtirol vor der UNO gefeiert worden. Dabei trafen sich die Präsidenten der beiden Staaten. Die Südtiroler Schützen boykottierten den Festakt.

Die Südtiroler Schützen protestierten mit ihrem angekündigten Fernbleiben gegen das Abspielen der italienischen Hymne. Diese wurde im Kursaal neben der österreichischen Nationalhymne und der Europahymne abgespielt, gesungen vom Landesjugendchor und begleitet vom Landesjugendblasorchester.

Präsidenten Alexander Van der Bellen und Sergio Matarella

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Handschlag zwischen Staatspräsident Sergio Mattarella und Bundespräsident Alexander Van der Bellen

Für Van der Bellen Südtirol kein Streitfall mehr

Im Kurhaus von Meran zogen sich Staatschef Sergio Mattarella und Bundespräsident Alexander Van der Bellen zunächst zu einem rund 15-minütigen Gespräch zurück. Anschließend begann der Festakt. Bundespräsident Alexander Van der Bellen sagte in seiner Ansprache, Südtirol sei kein Problem- oder Streitfall mehr, sondern ein besonderes Land, das Österreich mit Italien verbinde. Er zähle darauf, dass Italien hinsichtlich der Anpassung bzw. des Ausbaus der Autonomie weiter den bewährten Weg der einvernehmlichen bilateralen Abstimmung mit Österreich gehen werde, so Van der Bellen.

Bundespräsident Van der Bellen spricht vor Versammlung in Meran

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Bundespräsident Van der Bellen bei seiner Ansprache im Kursaal

Weiter betonte er die Schutzfunktion Österreichs für die Autonome Provinz, die auch ihre ausdrückliche völkerrechtliche Grundlage in der Streitbeilegung von 1992 habe. „Südtirol ist heute ein international anerkanntes Vorzeigemodell, eine prosperierende Region des Wohlstandes in Europa“, sagte Van der Bellen. Die Autonome Provinz sei ein Vorbild des gelebten Miteinander.

Matarella: Brenner Zeichen der Freundschaft

Sergio Mattarella nannte die Südtirolautonomie die Fähigkeit europäischer Länder, Ereignisse zu überwinden. Es sei eine Mahnung nach „nie mehr Gewalt und Hass, stattdessen Offenheit, Zuhören, Respekt, Verständnis und Dialog, ein Dialog, der lang aber erfolgreich war“. Mattarella bezeichnete die Autonomie als ein Modell der Zivilisation.

Der Brenner sei inzwischen ein Zeichen der Freundschaft und des Zusammenlebens und solle es auch bleiben. Durch den Brennerbasistunnel werde der freie Personen- und Warenverkehr in Europa weiter gefördert. Dieser sei ein unverzichtbarer Wert in Europa, so Matarella.

Platter: Grundlage für Europaregion

Der Tiroler Landeshauptmann Günter Platter (ÖVP) sagte, die Streitbeilegung und das damit zusammenhängende Paket seien für die Autonomieentwicklung von Südtirol von großer Bedeutung und habe den Landesteilen Tirol, Südtirol und Trentino erst die Gründung der Europaregion Tirol ermöglicht. Er wünsche sich für die Zukunft, dass diese Zusammenarbeit in noch mehreren Bereichen vertieft und ausgebaut wird.

Politiker bei der Feier in Meran

Landespresseamt Südtirol/Oskar Verant

Die Landeshauptleute und Präsidenten bei der Feier

Die internationale Verankerung der Südtiroler Autonomie sei ein Garant der weltweiten Anerkennung und ein Modell, das weltweit Beachtung findet. Die Schutzfunktion Österreichs für die Interessen Südtirols habe sich über die Jahre gewandelt, sie bilde aber weiterhin ein wichtiges Fundament für die Entwicklung des Landes und seiner Autonomie. Südtirol werde in Wien und auch in Innsbruck stets einen verlässlichen Ansprechpartner für seine berechtigten Belange haben, „auch für den weiteren Ausbau der Autonomie, der für Südtirol und die Europaregion unglaublich wichtig ist.“

Kompatscher: Autonomie weiterentwickeln

Landeshauptmann Arno Kompatscher (SVP), begrüßte die Gäste in deutscher, italienischer und ladinischer Sprache, seine Rede hielt er teilweise auf Deutsch und Italienisch. Er verwies auf die Bedeutung dieses Ereignisses, das durch die Anwesenheit der beiden Staatsoberhäupter unterstrichen werde. Die Autonomie habe weder zu Assimilierung noch zur Trennung der Sprachgruppen geführt, es gebe keine ethnischen Käfige. Die Autonomie müsse auch in Zukunft weiterentwickelt werden, um mindestens den Stand von 1992 im Rahmen geänderter Rechtsgegebenheiten zu sichern.

Gedenken an Alois Mock

Alle Festredner erinnerten im Meraner Kursaal an den kürzlich verstorbenen, ehemaligen Außenminister Alois Mock (ÖVP). Dieser sei immer ein besonderer Unterstützer und Freund Südtirols gewesen sowie ein „Mann des Friedens“, wie Mattarella ihn würdigte. In Erinnerung an den „Mister Europa“ wurde ein Kondolenzbuch in der Rotunde des Kurhauses aufgelegt. Vor 25 Jahren hatte Alois Mock dem italienischen Botschafter in Wien, Alessandro Quaroni, die diplomatische Note zur Streitbeilegung überreicht, was auch Anlass für die Feier in Meran war.