Alpbach im Zeichen von Konflikt und Kooperation

Das Thema „Konflikt und Kooperation“ steht heuer im Mittelpunkt des Europäischen Forums Alpbach vom 16. August bis 1. September. Zu den 200 Veranstaltungen werden 5.000 Teilnehmer und mindestens 700 Vortragende erwartet.

Forumspräsident Franz Fischler sagte bei der Präsentation am Dienstag, dass es mehr als genug Konflikte und „eher zu wenig" Kooperation gebe. Er beschrieb dies aber gleichzeitig als vielleicht zu einfache Herangehensweise. Konflikte könnten sehr wohl auch „befruchtend“ und „kreativ" sein“, weshalb für das diesjährige Forum auch neue Formate entwickelt und alte Praktiken aus der Wissenschaft wie das Streitgespräch gepflegt würden. Kooperationen wiederum seien nicht „automatisch etwas Positives“. Man müsse auch hier „Dinge kritisch betrachten und neu sehen“.

Franz Fischler in Alpbach

Andrei Pungovschi

Franz Fischler beim Europäischen Forum Alpbach

Künstliche Intelligenz einer der Schwerpunkte

In Alpbach werde es zudem um die Stärkung von Demokratie und Wissenschaft gehen sowie um die Frage neuer Kooperationsformen innerhalb der EU. Im Wissenschaftsbereich gehe es auch darum, vom „traditionellen disziplinären Denken“ hin zu einem „stärker systemorientierten Denken“ und zu einem übergreifenden Ansatz zu finden. Forums-Geschäftsführer Philippe Narval nannte als weiteren inhaltlichen Schwerpunkt das Thema Künstliche Intelligenz. Die Frage sei aber, welche Art von digitalem Wandel man wolle.

Wo wollen wir im Jahr 2030 sein?

Auch das Thema ökologische Innovationen und konkret die Nachhaltigen Entwicklungsziele (Sustainable Development Goals/SDGs) würden in Alpbach diskutiert, so Fischler. Hauptthema im Zusammenhang mit den SDGs sei zur Zeit, dass zwar über die Vereinten Nationen gewissermaßen das „Level an Ambition“ festgelegt worden sei, „wo wir im Jahr 2030 sein wollen“. In Wirklichkeit wisse man aber nicht, „wie wir dort hinkommen. Nur eines wissen wir: Mit den bisherigen Kulturtechniken und mit den bisherigen wissenschaftlichen Methoden werden wir das nicht schaffen“, sagte Fischler.

Michael Ignatieff

APA/AFP/Attila Kisbenedek

Michael Ignatieff, Rektor der CEU Budapest, hält die Eröffnungsrede bei den Bildungsgesprächen

Rektor der CEU Budapest hält Eröffnungsrede

An prominenten Sprechern des Forums nannten Fischler und Narval unter anderen den Rektor der von der Schließung bedrohten Central European University (CEU) in Budapest, Michael Ignatieff, der Eröffnungsredner bei den Bildungsgesprächen sein werde, Marcia McNutt, die Präsidentin der US-amerikanischen Akademie der Wissenschaften, die berichten werde, „wie sich aus ihrer Sicht in Amerika die Freiheit der Wissenschaft und der Umgang mit Wissenschaft entwickeln wird“, sowie den Vorsitzenden Richter am Londoner High Court, Thomas of Cwmgiedd, dessen Gericht im November entschieden hatte, dass die Regierung für die EU-Austrittserklärung der Zustimmung des Parlaments bedürfe. Zu den Politischen Gesprächen werden unter anderen auch der Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinger, und der Kampagnenleiter der unterlegenen US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton, Robby Mook, erwartet.

Bundespräsident und Bundeskanzler kommen

Von Politikerseite wird neben Bundespräsident Alexander Van der Bellen laut Fischler im Laufe des mehr als zweiwöchigen Kongresses auch die österreichische Bundesregierung nahezu vollständig in Alpbach vertreten sein. Mit Christian Kern (SPÖ) werde seit langem auch wieder ein Bundeskanzler am Forum teilnehmen. Er habe bei der Einladung darum gebeten, dass jeder österreichische Politiker einen ausländischen Kollegen mitbringe, sagte Fischler. Im Moment wisse man aber noch nicht, „wer ihnen am Ende zusagen wird“.

Das Forum beginnt auch heuer wieder mit der Seminarwoche, danach folgen die Symposien zu Gesundheit, Bildung, Technologie, Recht, Politik, Wirtschaft, Baukultur und Finanzmarkt. Auftakt bilden jeweils künstlerische Interventionen. Unter den Teilnehmern werden auch rund 700 Stipendiaten aus mehr als 70 Ländern sein.

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