Arbeitslandesrat für Zwölfstundentag

Tirols Arbeitslandesrat Johannes Tratter (ÖVP) hat sich grundsätzlich für einen Zwölfstundentag ausgesprochen. Die elfte und zwölfte Arbeitsstunde müssten jedoch bezahlte Überstunden sein, so Tratter am Donnerstag.

Wenn die elfte und zwölfte Stunde bezahlt würden, hätte das den Vorteil, dass Arbeitnehmer entweder lukrative Überstunden schreiben oder sich freinehmen könnten, argumentierte Tratter in einer Aussendung. In diesem Zusammenhang verwies der Arbeitslandesrat auf das Zeitwertkonto, das in Deutschland bereits umgesetzt werde.

„In globalisierter Arbeitswelt flexibler werden“

Da der Standort Tirol - wie auch Österreich bzw. ganz Europa - zunehmend unter globalen Druck gerate, gehe es darum, „in einer immer komplexer werdenden globalisierten Arbeitswelt flexibler zu werden“. Um konkurrenzfähig zu bleiben, sei es wichtig, dass etwa Produktionsbetriebe in der Lage sind, Spitzenzeiten abzudecken, so Tratter: „Das sichert den Standort und deshalb auch die Arbeitsplätze“.

Selma Yildirim

SPÖ

Selma Yildirim

Deutliche Absage von SPÖ

„Die Vereinbarkeit von Vollzeitarbeit und Familie ist für viele Eltern in Tirol nach wie vor ein Wunschtraum. Dass die ÖVP einerseits Tirol zum familienfreundlichsten Bundesland machen will, andererseits Landesrat Tratter sich heute für einen Zwölf-Stunden-Arbeitstag stark macht, spricht Bände“, sagt SPÖ-Landesfrauenvorsitzende Selma Yildirim.

Drei Viertel der Kindergärten in Tirol würden schon vor 16.30 Uhr zusperren. Nicht einmal die Hälfte biete nach 14.00 Uhr noch Betreuung an, nur 5 Prozent würden erst nach 17.30 Uhr zusperren. Hinzu kämen durchschnittlich 43,6 Schließtage pro Jahr, so die SPÖ.

Erwin Zangerl

ORF

Kritik von AK-Präsident Zangerl

Tratter falle mit seiner Wortmeldung den Arbeitnehmern in den Rücken, kritisierte AK-Präsident Erwin Zangerl. Tratter versuche sogar, offensichtliche Verschlechterungen als Erfolg zu verkaufen, wenn er sage, dass die 11. und 12. Arbeitsstunde bezahlte Überstunden sein sollten.

Derzeit seien ab der 9. Arbeitsstunde Überstunden zu zahlen. „All das käme der Wirtschaft zugute, aber sicher nicht den Arbeitnehmerfamilien“, betonte Zangerl.

Otto Leist

ORF

ÖGB: Verantwortungslose Forderung

Der Vorsitzende des ÖGB Tirol hält eine weitere Flexibilisierung für nicht notwendig, da in sehr vielen Bereichen mit den bestehenden kollektivvertraglichen Rahmenbedingungen Arbeiten bis zu zwölf Stunden bereits möglich sei - aber mit entsprechender Entschädigung. Die Abdeckung von Spitzenzeiten stelle somit kein Problem dar.

Tratter erwecke mit seiner Forderung den Eindruck, dass mit einer grundsätzlichen Einführung des Zwölf-Stunden-Tages die Interessen der Arbeitnehmer gewahrt werden würden. „Das ist verantwortungslos gegenüber den Tiroler Angestellten und ArbeiterInnen – sie wären die eindeutigen VerliererInnen dabei!“, so Leist.