Vinyl aus Fieberbrunn dreht sich weltweit

Mex Wieshofer und Nik Soder aus Fieberbrunn produzieren in ihrem Tonstudio Vinyl-Schallplatten für Künstler aus der ganzen Welt. Vinylschallplatten sind sehr gefragt, die beiden Unterländer können sich vor Aufträgen kaum retten und bauen ein zweites Produktionsstudio.

Auf der ganzen Welt greifen Musikliebhaber wieder vermehrt zur Schallplatte, in vielen Musikläden sind die Plattenregale schon länger als jene für CDs. Das Rauschen und Knistern, das gespannte Warten auf die ersten Takte Musik macht für viele den Reiz aus. „Die ganze Diskussion ob es besser klingt oder mehr rauscht ist müßig. Es geht darum, sich Zeit für das Hörerlebnis zu nehmen. Dann ist da natürlich das Haptische: Man packt die Platte aus, hält sie in der Hand, manchmal ist auch ein Poster dabei. Und dann befriedigt es auch noch den Sammeltrieb: Ich habe eine Platte, die mir gehört – kein Stream, kein mp3-file, kein Download“, sagt Mex Wieshofer. Er betreibt gemeinsam mit Nik Soder in Fieberbrunn (Bezirk Kitzbühel) eines der wenigen Tonstudios weltweit, das noch Schallplatten produziert.

Plattenregal

Dr. Dub Vinyl Recording

Musiker aus aller Welt lassen ihre Vinylplatten in Fieberbrunn herstellen

Rille für Rille bis zur fertigen Platte

Schaut man Nik Soder beim Vinylproduzieren zu, schaut es auf den ersten Blick so aus, als würde er eine Schallplatte abspielen. Das Gerät, kaum größer als ein Plattenspieler, macht aber genau das Gegenteil. Mit einem feinen Diamanten wird Rille für Rille in die blanke Scheibe geschnitten. Passiert nur ein kleiner Fehler, ist der Rohling zerstört. Schallplatten zu schneiden sei ein Handwerk, das man nur durch „Learning by doing" lernen könne, so Soder: "Wir haben ein Jahr gebraucht, bis wir die Maschine halbwegs im Griff gehabt haben und eine leere Rille mit so wenig Rauschen wie möglich zusammengebracht haben.“

Zwei Männer mit Vinylschneidemaschine

DrDub Vinyl Recording

Mex Wiesenhofer und Nik Soder mit ihrem „Rolls Royce“

Fieberbrunner hatten den richtigen Riecher

Als die CDs erfunden wurden, haben viele Tonstudios ihr Schallplattenequipment verkauft oder verschrottet. Weltweit gibt es deshalb nur mehr wenige funktionstüchtige Vinylschneider oder -pressen, die jetzt wieder heiß begehrt sind und teuer gehandelt werden. Die Fieberbrunner hatten schon vor Jahren den richtigen Riecher und investierten in eine Neumann, den „Rolls Royce“ unter den Schneidemaschinen. „In den späten 1960er Jahren hat die Neumann rund eine Million Schilling gekostet“, so Soder.

Weißes Vinyl

Dr. Dub Vinyl Recording

So eine Platte hätten die Beatles für ihr „White Album“ vielleicht auch gerne gehabt

Zweites Studio in Planung

Und dieser „Rolls Royce“ funktioniert noch so wie damals und schneidet Vinylplatten für DJs, Musiker und Fans aus der ganzen Welt: „Wir haben Stammkunden in Indien, Venezuela, Australien, Südafrika, Brasilien und Russland – dorthin dauert die Post manchmal etwas länger.“ Gut drei Wochen wartet man derzeit auch ohne Postweg, denn Nik und Mex können sich vor Aufträgen nicht retten. Jetzt wird ein zweites Studio gebaut um die nachgefragte Menge auch produzieren zu können.

Links: