Wissenschafter bloggen zu Altarsanierung

Der über 700 Jahre alte Flügelaltar von Schloss Tirol bei Meran wird im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum neu untersucht. Wissenschafter erhoffen sich dadurch neue Erkenntnisse, die sie in einem Blog veröffentlichen.

Wolfgang Meighörner, Direktor der Tiroler Landesmuseen, strich am Mittwoch die Bedeutung des Altars von Schloss Tirol heraus. Es handle sich um den ältesten erhaltenen Flügelaltar des Alpenraumes.

Er sei außerdem ein Meisterwerk gotischer Kunst. Man wisse noch längst nicht alles über den Altar, merkte Meighörner an. Es gebe zwar eine Monographie aus dem Jahr 1948, seither habe es aber keine umfängliche Beschäftigung mit dem Altar mehr gegeben.

Was die Wissenschafter erfahren wollen

Ist der Schrein tatsächlich aus Buchenholz? Verbergen sich unter der Bildoberfläche Vorzeichnungen? Welche Eingriffe wurden an dem hochkarätigen Bildwerk seit seiner Entstehung in den Jahren 1370/72 vorgenommen, und wie ist sein gegenwärtiger Zustand zu beurteilen?

Ausschnitt "Marientod" aus dem Marienzyklus auf dem Altar

APA/TLM

Ausschnitt „Marientod“ aus dem Marienzyklus auf dem Altar

Anbindung Tirols an das Haus Habsburg

Der älteste, weitgehend vollständig erhaltene Flügelaltar des Alpenraums stammt aus der Oberkapelle von Schloss Tirol bei Meran. Er zeigt auf der sogenannten „Sonntagsseite“ Szenen des Marienlebens. An den Flügelaußenseiten dargestellte Wappen und Stifterfiguren – die habsburgischen Herzöge Leopold III. und Albrecht III. – weisen auf seine Entstehung im Zusammenhang mit einem konkreten politischen Ereignis hin: der Anbindung Tirols an das Haus Habsburg.

Frontalansicht des geöffneten Altars

TLM

Frontalansicht des geöffneten Altars

Altar muss restauriert werden

Kunsthistorikerin Claudia Mark wies auf die Notwendigkeit restauratorischer Maßnahmen hin. Zuvor ginge es aber um eine Konzepterstellung. Es gebe mehrere Phasen und man stehe noch ganz am Beginn, so Mark. Bisher sei der Altar von einem Radiologen für Kunst und Kulturgüter geröntgt und fachmännisch vermessen worden.

Außerdem habe man sich mit den Oberflächen des Altars beschäftigt, merkte Mark an. Dabei sei unter anderem klar geworden, dass der Korpus lediglich genagelt und der Altar aufgrund der mangelnden Stabilität nicht transportabel sei. Erst nach diesen ersten Schritten werde es möglich sein, ein Konzept zur Restaurierung zu erstellen. Ab 2020 werde damit begonnen, führte Mark aus.

Neupräsentation des Altars von Schloss Tirol im Ferdinandeum

Günter R. Wett

Neupräsentation des Altars von Schloss Tirol im Ferdinandeum

Blog als Netzwerk für Wissenschafter

Insgesamt wolle man das Forschungsprojekt transparent machen, meinte Mark, was unter anderem mit einem Blog passieren soll. Dieser solle auch zu einem Netzwerk für Wissenschafter werden. Auch eine Ausstellung soll den Prozess des Forschungsprojektes sichtbar machen. Man habe eine kleine Ausstellung konzipiert, die sich durch laufende Forschungsergebnisse erweitern ließe, so der Direktor der Landesmuseen. Der Altar kann ab sofort besichtigt werden.

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